Im Test: Grim Fandango Remastered

17 Jahre ist es her, als ich Grim Fandango das letzte Mal gespielt habe. Das Spiel stellte beinahe schon das letzte seiner Art dar, denn mit den Jahren, verschwanden die klassischen Point’n’Click Adventures immer mehr von der Bildfläche und wurden mehr oder weniger von „Action-Adventures“ verdrängt. Schade, denn rein vom Gameplay her (witzige Dialoge, hübsche Spielwelten, in denen man auch unter jedem Stein nach Items suchen musste, um damit teils abwegige Rätsel zu lösen) waren diese klassischen Adventures (wie auch Monkey Island) immer meine Lieblinge.

So war die Begeisterung groß, als Double Fine Ende letzten Jahres eine „Remastered“ Version von Grim Fandango ankündigten, dem wohl letzten großen Adventure aus dem Hause Lucas Arts. Das Alter merkt man dem Spiel nicht an, denn eins ist sicher: Spaß gibt es noch jede Menge, auch wenn man es schon vor knapp 2 Jahrzehnten durchgespielt hat. Aber genug Blabla…

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In Grim Fandango Remastered schlüpft man in die Rolle des „Reisebegleiters“ Manny Calavera. Allerdings handelt es sich bei diesen „Reisen“ nicht um Ausflüge ins Grüne, oder um All Inclusive Strandurlaube, sondern um… mehr oder weniger… die letzte Reise überhaupt, die man als Mensch bestreiten wird: Die Reise ins Jenseits. Manny ist selbst davon noch ein wenig entfernt, denn auf Grund seiner Taten als Lebender, muss er sich seine Reise erstmal hart verdienen. Doch irgendwas scheint in seiner Firma faul zu sein. Irgendeine Verschwörung scheint wohl im Gange zu sein. Manny fühlt sich bestätigt, als er den Fall der schönen Mercedes Coloma (oder von Manny kurz „Meche“ genannt) übernimmt. Manny sammelt als seinen Mut zusammen und schließt sich einer mysteriösen Untergrundbewegung an… gezwungenermaßen. Von nun ab gibt es nur noch ein Ziel: Mercedes muss „gerettet“ werden und natürlich müssen die Verschwörer dafür „bluten“.

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Wie erwähnt, ist Grim Fandango Remastered eines dieser Adventures, bei denen man nicht nur zahlreiche Dialoge aufmerksam führen und die Handlungen der Einwohner der kleinen Welt beobachten sollte, sondern man sammelt auch in erster Linie jede Menge Items ein, um mit ihnen denn die anstehenden „Rätsel“ lösen zu können. Das Ding ist, dass auf den ersten Blick die Items nicht immer einen Sinn ergeben. So gilt es, alle Items mit allen möglichen Dingen zu kombinieren. Die Rätsel variieren vom Schwierigkeitsgrad und manchmal muss man wirklich mit dem Kopf schütteln, was aber den Spaß nicht beeinträchtigt. Es dauert eben manchmal seine Zeit und das gehört einfach zum Genre dazu. Ungeduldig darf man nicht unbedingt sein. Was leider auch dazu gehört, ist Backtracking. Des öfteren marschiert man so immer wieder über die selben „Pfade“ hin und zurück, was dem Spielfluss ein wenig den Wind aus den Segeln nimmt, aber so etwas war man damals ja gewohnt und zum Glück gibt es eine „Sprint“-Taste.

Dafür hauen es die Dialoge wieder raus. Auch in der deutschen Version sind sie extrem gut gelungen. Manchmal mag vielleicht ein Witz nicht gleich zünden, insgesamt aber darf man teilweise ein Feuerwerk der schlechten Scherze erwarten und findet sich selbst breit grinsend vor dem Monitor.

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Rein technisch gesehen schimpft sich Grim Fandango nun „Remastered“ und die Charaktere sind nun auch wirklich feiner „gezeichnet“ als im Original, einen wirklich großen Unterschied darf man jetzt aber nicht erwarten. Wer will, darf jederzeit zwischen der Originalfassung und der Remastered-Version hin und her wechseln… wie auch zwischen der klassischen 4:3 und 16:9 Darstellung. Die 16:9 Fassung füllt zwar hübsch den Bildschirm aus, aber vom Verhältnis her wirkt die klassische Variante „runder“. Die Unterschiede sind nicht wirklich groß, aber man erkennt sie in den kleinen, subtilen Dingen, wie etwa den Lichteffekten. Mehr „Remastered“ steckt leider nicht in der „Verpackung“, was die grafischen Aspekte betrifft. Immerhin: Der Soundtrack wurde komplett neu eingespielt und schmeichelt sich atmosphärisch in den Gehörgang und sorgt für das optimale „Noir“-Feeling.

Ganz einwandfrei ist das Spiel leider nicht. Ab und an hat man es mit stotternden Frames zu tun, oft sind die Dialoge nicht wirklich Lippensynchron und ab und ab bin ich auch mir nichts dir nichts an einem Objekt hängen geblieben (hauptsächlich bei den Abschnitten, wo man mit dem Auto unterwegs ist) und das Spiel einfach nicht weiter ging… das heißt: Mein lief natürlich weiter… auf der Stelle und leider ließ sich die gescriptete Laufeinlage nicht unterbrechen, noch konnte man ins Menü gehen, und den letzten Spielstand laden. Es blieb nichts anderes übrig, als Grim Fandango Remastered zu beenden und den Abschnitt neu zu starten. Savegames sind… vor allem bei solchen Situationen… auch etwas unglücklich gelöst. Das Spiel speichert nicht automatisch und so ist man selbst angehalten, mittels des Pause-Menüs selbst seinen Spielstand zu speichern. Gerade bei den Situationen wie oben im Absatz beschrieben, keine schöne Sache. Double Fine hat bis zum letzten Augenblick daran gearbeitet, alle Bugs aus dem Spiel zu entfernen. Anscheinend sind sie irgendwie nicht damit fertig geworden.

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Dennoch:
Grim Fandango Remastered ist auch nach 17 Jahren immer noch ein zauberhaftes Adventure mit einer spannenden Story witzigen Dialogen, bei denen man oft lachen muss und Rätseln, die zwar manchmal absurd sind, aber trotzdem lösbar und nie wirklich unfair sind. Dazu gibt es herrlich überzeichnete Charaktere, wie zum Beispiel den nervtötenden Glottis. Fans dürfen sich wehmütig an alte Zeiten zurück erinnern, Genre-„Neulinge“ werden aber auch garantiert ihren Spaß haben, wenn sie dir nötige Portion „Disziplin“, die ein solches Adventure erfordert, mit bringen, denn die Steuerung mag manchmal etwas gruselig erscheinen. Aber: Es lohnt sich!

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