Im Test: Game of Thrones (a Telltale Games Series)

Nach 18 Jahren, 2 Handvoll Büchern und einigen SpinOffs, sowie der 4. Staffel, die im Frühsommer im PayTV zu sehen war, wurde es wirklich mal Zeit, dass jemand ein Videospiel zu Game of Thrones zusammenstrickt. Es gab schon mal eins für die PS3, das ist aber nicht unbedingt der Rede wert. Das erkannte auch der Schöpfer der Saga George R. R. Martin. Erlösung kommt nun aus dem Hause Telltale Games, die sich sich zumindest mit „Tales of Monkey Island“ in mein Herz gespielt hat. Es folgten weitere Serie, manche waren nicht ganz frei von Bugs, aber zumindest seit „The Walking Dead“ sollte jeder mit der Spieleschmiede warm geworden sein. George R. R. Martin wurde es zumindest und spricht dem Studio die Fähigkeit und das Wissen zu, wie man spannende Handlungen wirkungsvoll umsetzen kann. Nach einem Jahr Verhandlung mit HBO, erhielt Telltale Games die Rechte für eine Spielumsetzung. HBO? Japp, denn Telltales Videospielreihe basiert mehr auf der TV Serie, als auf den Roman. Wer die Serie also kennt, wird viele bekannte Gesichter wieder erkennen.

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„Iron from Ice“ lautet nun die erste von insgesamt 6 Episoden. Allerdings werden wir in keine bekannte Rolle schlüpfen. Telltale hingeben fügt mit den Forresters ein eher unbekanntes Haus aus dem Norden hinzu. Faktisch kamen sie in den Büchern bisher nur ein einziges Mal vor und das sehr kurz in nur einem einzigen Satz. Für viele Jahre hinweg, waren die Forresters ehrbare Bannerträger des Haus Stark. Jedoch mit dem Tod von Robb Stark und dem langsamen Niedergang des Hauses, ist auch das Haus Forrester in Gefahr. Die Boltons haben nun den Norden unter ihrer Kontrolle. Ihnen wiederum sind die Whitehall unterstellt. Diese haben es auf ein besonderes Gut der Forrester abgesehen: Ironwood. Die Forresters sind im Besitz des wertvollen Rohstoffs. Ironwood ist beinahe immun gegen Feuer und eignet sich natürlich von daher für die stärksten Schiffe und Waffen. Einen Vorteil, wenn auch klein, haben die Forrester noch: Nur sie haben das Wissen, wie man Ironwood perfekt verarbeitet. Wie das Schicksal der Familie noch verlaufen wird, werden wir in den kommenden Monaten hautnah erleben…

Wie auch in den Büchern, wird jedes Kapitel im Spiel auch aus der Sicht eines „Hauptdarstellers“ erzählt. In Telltales Game of Thrones schlüpfen wir somit auch gleich in die Rollen mehrere Akteure.

Screenshot Game of Thrones Telltale

Die Geschichte beginnt mit Gared, seines Zeichens Knappe von Lord Forrester. Wir treffen auf ihn am Abend der „roten Hochzeit“, die – wir ja wissen – einen eher tragischen Ausgang hatte. Nach einem schicksalshaften Ereignis, muss er zurück nach Irongrath, der Stammsitz der Forresters, zurückreisen. Doch dort erwartet ihn auch nicht unbedingt Gutes.

Der junge Ethan Forrester ist ein weiterer, spielbarer Charakter der ersten Episode. Er muss ohne Rückhalt seines Vaters nun die Geschicke seinen Hauses leiten, allerdings stehen ihm zwei Berater zur Seite. Beide haben natürlich politisch komplett kontradiktionäre Ansichten. Wird es Ethan gelingen, sein Haus, das auf Grund der übermächtigen Position der Whitehalls und natürlich durch Haus Bolton in sichere Gewässer zu führen?

Zu Letzt haben wir noch Mira Forrester, die ältere Schwester des kleinen Lord Ethan. Sie dient in King’s Landing der guten Lady Margaery als Kammerzofe. Mira hat nun die schwere Aufgabe, die Königin davon zu überzeugen, dass ihre Familie dringend Unterstützung benötigt, doch Königin Cersei ist nicht unbedingt der jungen Dame zugeneigt.

So viel nur kurz zur Anfangsbedingung der Geschichte, die alsdann ihren Lauf findet…

Screenshot Game of Thrones Telltale

Auch wenn es einem oft danach giert, das Schwert zu ziehen, um der Gerechtigkeit Tribut zu zollen, bleibt es beim typischen Telltale Gameplay. Quicktime Events, bei denen man die bestimmte Knöpfe, oder den analog Stick zur richtigen Zeit betätigen muss, sorgen dafür, dass der Charakter mit der aktuellen Spielsituation interagiert. Richtige Schwertkämpfe wird man also nicht erwarten dürfen, aber darum geht es in den Telltale Spielen ohnehin nicht.

Kern des Gameplays sind natürlich die Konversationen, die, je nachdem wie man sich entscheidet, sich auf das Gameplay auswirkt… nicht nur für die eine Episoden, sondern auf alle sechs Folgen, die in den kommenden Monaten erscheinen werden. Stets stehen einem während eines Gesprächs vier Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung. Das Problem ist natürlich, dass man nicht immer „unendlich“ viel Zeit hat, um zu antworten. Bitter tickt die Zeit im Hintergrund, ausgerechnet dann, wenn man sich aus einer angespannten Lage heraus manövrieren möchte.

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Für ungeübte Englischsprecher kann dies unter Umständen zum Problem werden, denn ein deutsches Voiceover, oder gar deutsche Untertitel, gibt es nicht. Zudem kommt hinzu, dass die Akteure blumig im Dialekt sprechen und teilweise ziemlich flott.

Wobei: Das Voiceover selbst ist erstklassig gelungen, gerade weil eben mit den unterschiedlichen Akzentuierungen der englischen Sprache gearbeitet wird, erlebt man das Spiel sehr lebendig und eben weniger als Spiel, sondern eher als interaktiven Film. Besser also die englische Variante, als eine schlechte, deutsche Synchro… von der es mehr als genug gibt!

Grafisch mögen verwöhnte Augen vielleicht mehr erwarten. Auch Game of Thrones kommt eher unspektakulär daher und bleibt dem Cartoon-artigen Look treu. Doch nichtsdestotrotz stehen die Akteure im Spiel den realen Gegenbildern wie Lena Headey, oder auch Peter Dinklage in Nichts nach. Rein atmosphärisch macht das Telltale Game of Thrones einen sehr guten Eindruck, entsprechend der aktuellen Position, wo grad die Story spielt. Der Norden ist grau und braun, wobei King’s Landing in den wärmsten Farben präsentiert wird (wie eben auch in der TV Serie).

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Fazit:
Fans der Bücher und/oder der Serie kommen wohl nicht um das Spiel drumherum, schon allein deswegen, weil das Spiel die Wartezeit bis zur nächsten Staffel im kommenden Frühsommer verkürzt. Es bestehen immerhin Referenzen zu den Büchern. All zu weit kann sich Telltale von der Ursprungsgeschichte ohnehin nicht entfernen und umgeht diese Problematik geschickt mit den eher unbekannten Haus Forrester aus deren Perspektive wir nun das Geschehen in Westeros sehen dürfen und deren Familien wir hautnah durchleben. Knapp 2 einhalb Stunden ist etwas kurz angesetzt, hat man aber das nötige Sitzfleisch, kann die Story erneut durchspielen, wenn man der Meinung ist, dass manche Dialoge eher nicht so gut gelaufen sind, um so die Story in eine andere Richtung (homöopathisch) zu drehen.

Blöd nur, dass man immer einen Monat warten muss, bis es endlich wieder weiter geht…

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