Im Test: Game of Thrones

Eigentlich sollte schon jeder etwas von der epischen TV Serie zu den Romanen Das Lied von Eis und Feuer von George R. R. Martin gehört haben. Da nun in den USA und hierzulande auf dem Pay-TV Sender Sky nun die dritte Staffel angelaufen ist, möchte ich die Gelegenheit nutzen, das RPG für die PS3 zu den Büchern zu testen, auch weil es sein könnte, dass es bei vielen im vergangenen Jahr nicht auf dem Radar erschienen ist.

Die Geschehnisse des Spiels laufen inhaltlich parallel zum ersten Buch der Reihe ab. Wir befinden uns also im Jahr 298. Die letzten 15 Jahre regierte König Baratheon das Land. Mehr schlecht als Recht allerdings, da es im Unterholz mächtig rappelt. Darüber hinaus braut sich auch jenseits der großen Mauer ein großes Unheil an. Das Spiel führt nun zwei Charaktere ein, in deren Rolle wir nun abwechselnd schlüpfen dürfen, um der heiklen Lage in Westeros mal auf den Zahn zu fühlen.

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Anders als in den typischen RPGs, bekommt man in Game of Thrones 2 Charaktere (Mors Westford und Alester Sarwick) vorgesetzt. Lediglich ein paar Attribute darf man am Anfang verteilen, um wenigstens einen Hauch Rollenspielfeeling zu erhaschen. So entscheidet man sich primär um den Kampfstil (ich nahm den „Draufgänger“ mit 2 Waffen in der Hand. Wer’s mag, kann auch defensiver spielen, jedoch ist der Unterschied nicht wirklich groß) und entscheidet sich dann für diverse Stärken und Schwächen des Charakters (…was eine Auswirkung auf die Trefferquote, oder auch Verteidigung haben soll. Doch auch hier reichen ein paar Ausrüstungsgegenstände und bessere Waffen aus, um diverse Negativpunkte wieder auszugleichen. Man hat es quasi mit einem Pseudo-Rollenspiel-System zu tun. Leider.).

Das Kampfsystem selbst allerdings ist eigentlich ganz gut geraten. Im Prinzip hat man sowas ja schon mal zB bei Dragon Age gesehen. Im Grunde klickert man auf den Angriffstasten herum und der Charakter setzt den Befehl in eine Handlung um. Während des Angriffs kann man sich frei bewegen und gegebenenfalls auch andere Feinde anvisieren. Wenn man so will, ist auch ein wenig „Taktik“ dabei, denn kann drei Befehle in die „Befehlskette“ via einem Sondermenü eingeben. Während man dies koordiniert, wird das Geschehen zeitlich ein wenig verlangsamt. So ist es möglich, nach einer Attacke eine Heilung, oder einen Zauber auszuüben. Je nach Charakter stehen einem dann verschieden Optionen zur Verfügung.

Es gibt auch „Stealth“-Einlagen. So kann sich unser Held Mors in den Körper seines ständigen Begleiters (ein Hund) via Geisterwanderung versetzen, um so dann an diversen Wachen vorbei zu schleichen — aus Sicht des Hundes natürlich, was mitunter unfreiwillig komisch wirkt. Hat man sich hinter die feindlichen Linien „geschlichen“, darf man entweder zubeissen, oder Mors herbeirufen, bellenderweise. Die KI ist nicht sonderlich „begabt“ und lässt sich bin toten Kameraden, oder plumpen Geräuschen nicht wirklich aus der Ruhe bringen.

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Zurück zum „Rollenspiel“.
Game of Thrones folgt so festen Pfaden, dass sich der Spieler kaum verlaufen kann. Die Story ist dafür zu linear. Seitenquests, wie man sie aus anderen Spielen findet, sind eher selten. Auch die Dialoge sind streng gescriptet. Man kann einigen NPCs zwar zuhören, aber nicht mit ihnen interagieren. Bietet das Spiel mal die Möglichkeit, sich an einem Gespräch zu beteiligen, gibt es die Option auf diverse, moralbedingte Auswahlantworten. Die Auswirkungen haben jetzt aber nicht eine enorme Auswirkung auf das Spielgeschehen selbst (anders etwa wie in Mass Effect). Und sollte es tatsächlich mal soweit kommen, dass ein Dialog auf eine unerwartete Wendung hinausläuft, gibt es gar keine Möglichkeit aktiv einzugreifen. Aber zumindest bekommt man einen kleinen Überblick über die Story, wenn man den üblichen Stadtgesprächen folgt und die Ansichten der NPCs über die politischen Hintergründe aufschnappt. Wirklich interaktiv sind dann die Handlungen bei Händlern, bei denen man die üblichen Transaktionen ausüben darf (kaufen / verkaufen).

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Oh, ganz hübsch hier, oder?
Die Grafikengine ist anscheinend nicht mehr dir frischeste, aber auf den ersten Block scheint die Umgebung mit samt Häusern und Beiwerk, wie Pflanzen, Feuerstellen und dergleichen, eigentlich ganz gut auszusehen. Trotzdem mag der Funke nicht so ganz überspringen. Irgend fehlt‘s an „Lebendigkeit“. Man kann ja noch darüber hinweg sehen, dass das Spiel nicht ganz dem aktuellen grafischen Standard entspricht, aber ein wenig mehr für die Atmosphäre hätte man schon tun können. Die Städte wirken irgendwie leblos. Dazu kommt noch, dass man im fortschreitenden Spiel immer mehr das Gefühl bekommt, dass das Entwicklerteam nicht wirklich viel Sinn für ein gut ausstaffiertes Setting hatte. Alles wirkt mehr und mehr farblos und repetitiv. Wirklich schade, denn man hat hier wirklich ein großes Potential verschenkt. All das, was die Serie an Augenzauber bietet, wird hier atmosphärisch in den Sand gesetzt! Und die Texturen? Wer hat denn hier bitte den Gauß‘schen Weichzeichner drüber laufen lassen? Mag sein, dass das auf Röhrenfernsehgeräten kein Schwein merkt, aber wir sind eigentlich schon im „HD“-Zeitalter angekommen. Ich muss wohl auch kaum weiter erwähnen, dass Feuereffekte auch nicht wirklich hübsch rüberkommen und mehr oder weniger nach „LastGen“ aussehen.

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Fazit:
Ach menno! Game of Thrones ist leider nicht wie erwartet auch nur annähernd so toll wie die Serie! Die Dialoge teilweise versemmelt (von der nicht ganz getreuen Übersetzung mag ich noch hinweg sehen), die Atmosphäre so dicht, wie ne klare Hühnerbrühe und ein Rollenspiel ist es im Prinzip auch nicht. Unsichtbare Levelgrenzen blockieren die Wege, „hochleveln“ macht kaum einen Unterschied und so wirklich beeinflussbar ist die Story durch die Handlungen und Dialogentscheidungen auch nicht. Die KI hat sich teilweise wohl auch versteckt, als die Gehirne ausgeteilt worden sind und dann noch vereinzelte Bugs, die verhindern, dass man Quests zu Ende spielen kann, schlagen dann doch auf‘s Gemüt.

Gut, man bekommt die Story im Spiel aus zwei verschiedenen Perspektiven präsentiert. Das macht die Sache auch schon wieder interessant, aber wenn ich dann wieder an die fragwürdigen Stealth-Passagen denken muss… Curse you, dtp Entertainment!


Das Spiel ist derzeit schon für wenig Geld zu haben…
Zum Beispiel bei Preis.de

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