Im Test: Driveclub

Fast über ein Jahr haben nun PS4 User auf ihren versprochenen Lauschtitel Driveclub warten müssen. Doch leider war das Entwicklerteam mit der Arbeit Ende 2013 nicht zufrieden, da ein essentieller Teil des Pacers noch ein wenig lückenhaft war: Das Social-Feature. Die Frage ist, ob die Wartezeit deswegen gerechtfertigt ist. Die kurze Antwort? Ja! Zudem hatte man nun auch noch genug Zeit, das Spiel auf ein ziemlich hohes Niveau aufzupolieren. Das Driveclub, wie wir es jetzt haben, ist beinahe mit der Version, die wir vielleicht noch auf der E3 2013 zu Gesicht bekommen haben, kaum mehr zu vergleichen.

Die Evolution Studios kennt man als PS3 User wahrscheinlich schon ziemlich gut. Steuerten sie auch schon mit MotorStorm einen wirklich beeindruckenden Racer für die PS3 bei. Aber auch schon zu Zeiten der PS2 produzierten sie mit der World Rally Championship Serie durchaus erfolgreiche Rennspiele. Man blieb dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“ quasi treu und möchte nun mit Driveclub wieder einen Tiptitel abliefern.

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Dass die Herrschaften ziemlich ambitioniert an den Titel rangingen, zeigt vor allem ihren Aufwand, den sie mit dem Studieren der im Spiel enthaltenen Locations betrieben haben. Unterschiedliche Teams des Artdesigns wurden nach Schottland, Norwegen, Chile, Indien und Kanada entsandt, um dort sich nicht nur Eindrücke von der Landschaft zu verschaffen, sondern gingen auch ins Detail, in dem sie auch die Flora genauestens zu studieren, um die im Spiel reproduzierten Locations so real wie möglich nachbauen zu können. Und wenn man sich das fertige Spiel so anschaut, hat sich das tonnenweise Knipsen von Fotos wirklich mehr als gelohnt.

Das gleiche gilt auch für das Fahrzeug-Design. Alle im Spiel enthaltenen Boliden sind nicht nur aufs kleinste Detail was das Aussehen betrifft nachmodelliert wurden, sondern man kümmerte sich mit knapp einem Duzend Mikrofonen auch darum, den Sound, den die Karossen produzieren, so realistisch wie möglich einzufangen. Und natürlich hatte man auch die Chance, die Fahrzeuge selbst zu fahren, um das physikalische Fahrgefühl und besonders das Fahrverhalten in Driveclub simulieren zu können.

Eins sei aber gesagt: Man erhebt nicht den Anspruch auf eine beinharte Simulation. Zwar soll alles so echt wie möglich im Spiel abgebildet werden, allerdings hat man auch die Intension, dass das Spiel auch für jeden Typ Gamer zugänglich ist. So entschloss man sich eher eine eher Arcade lastige Renn“simulation“ zu produzieren.

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Drive together. Win together.
Dreh und Angelpunkt des Spiels ist natürlich der „Club“. Hier sollen sich Spieler zusammenfinden, um gemeinsam für Ruhm und Ehre um den Titel kämpfen. Das ist natürlich nicht alles. Je mehr Fame-Punkte ein Team sammelt, desto höher und vor allem schneller erhält es die Chance auf neue Club-Lackierungen für die Fahrzeuge und … viel wichtiger… neue Rennboliden. Man wird quasi angespornt im Club zu bleiben, denn verlässt man sein Team, verliert man natürlich auch den Anspruch auf erworbene Gewinne. Zwar kann man auch alleine im Singleplayer ganz und gar offline für seinen persönlichen Ruhm kämpfen und Fahrzeuge freischalten, aber der Spaßfaktor ist hier vermutlich ein wenig geringer, fehlt hier doch total der Kampfgeist, den man in einem Team entwickelt, der einen dazu anspornt, seine Leistungen immer weiter zu steigern.

Hierzu steht einem ein synchroner, als auch asynchroner Multiplayer Modus zur Verfügung. Synchron dürfte soweit klar sein. Her fährt man in Echtzeit gegen andere Kontrahenten… aber auch gegen eigene Club Mitglieder.

Dem gegenüber stehen zahlreiche Challenges, die jederzeit absolviert werden können. Mal geht es um die höchste Punktzahl beim Driften, eine bestimmte Höchstgeschwindigkeit in diversen Rennsektoren, oder Time Trials. Zu jeder Zeit kann man seinen Freunden auch Challenges schicken, weil man vielleicht gerade wieder eine Totzeit geknackt hat. Selbst wenn man gerade im Singelplayer Modus ein paar Einzelrennen absolvieren möchte, sind diese Challenges verfügbar. Niemals hat man also das Gefühl alleine zu sein. Stets hat man die Chance seine, oder die Punkte des eigenen Clubs zu verbessern. Übrigens werden sämtliche Renndaten im System gespeichert. So kann man immer mal wieder nachblättern, um zu sehen, welche Fortschritte man selbst gemacht hat.


Kann man gerade nicht selbst zocken, weil man wie gewohnt tagsüber in der Arbeit sitzt, oder in der Schule, kann man mit einer handlichen App für sein Smartphone dennoch jederzeit ein Auge auf seinen Club werfen und managen. Ja, man kann sich sogar aktuelle Rennen auf sein Handy streamen lassen. Wer will, kann sich auch Push Nachrichten zusenden lassen, um ständig auf dem Laufenden gehalten zu werden.

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Pedal to the metal!
Nun, wie spielt sich Driveclub? Hardcore Gran Turismo Fans werden vielleicht ihr Näseln rümpfen (hoffentlich aber nicht) und darauf hinweisen, dass ein gewisser Grad an Ultrarealismus fehlt. Aber wie schon erwähnt: Darum geht es in Driveclub nicht. Dennoch muss man sagen, dass die Fahrzeuge durchaus einen realistischen Eindruck machen und vom Fahrverhalten stets unterschiedliche Merkmale vorweise und das nicht nur „aus dem Papier“, sondern in der Tat auch im Spiel spürbar. Das merkt man natürlich beim Fahrverhalten bei der Höchstgeschwindigkeit, im Kurvenverhalten, oder auch beim Bremsen. Natürlich muss man sich hier auf die Werte der Fahrzeughersteller auch verlassen, da wohl kaum jemand „von uns“ jemals in einem Ariel Atom gesessen, geschweige diesen nur einen Meter selbst über eine Asphaltpiste bewegt hat. Aber gerade dieses Fahrzeug gehört zu den wohl schwierigsten Autos in Driveclub: Leicht, aber brachial motorisiert. Für den normalen Mario Kart Spieler schon beinahe unbeherrschbar.

Aber keine Angst. Die Fahrzeuge nehmen zwar optischen Schaden, aber Auswirkungen auf das Fahrverhalten hat dies nicht. Es kostet allerdings wertvolle Zeit. Und schon eine minimale Abweichung, könnte einem den Sieg kosten, oder zumindest die Challenge, die man gerade gegen einen Freund laufen hat. Um jetzt aber nicht wie ein komplettes Greenhorn dazustehen, kann der geneigte Fahranfänger dazu übergehen, den Schwierigkeitsgrad etwas herunter zu schrauben.

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Wer jetzt kein kompatibles Lenkrad hat (welche mit Driveclub funktionieren, könnt ihr hier nachlesen), steuert seine Karossen wie gewohnt mit dem Gamepad. R2 dient zur Beschleunigung, während L2 den Wagen wieder bremst. Gelenkt wird wahlweise mit dem Analogstock, wer will, kann aber auch das D-Pad benutzen. Und wer ein wenig mehr Bewegung haben möchte, darf freilich auch die Bewegungssteuerung aktivieren. Wer sich jetzt schmerzhaft an alte PS3 Zeiten erinnert, darf aber aufatmen, denn der DS4 Controller ist bei weitem akkurater was die Steuerung angeht.

Wer davon ausgeht, mit Bleifuß durch die Gegend zu rasen, wird allerdings nicht glücklich werden. Driveclub ist ziemlich großzügig, was das Verteilen von Strafen betrifft. Den Vordermann als Bremsklotz benutzen? Eine kleine Strafe (das Fahrzeug wird heruntergebremst). Schnell mal durch das Gras pesen, um die Kurve abzukürzen? Möp! Das Fahrzeug wird gebremst. Das kann mitunter ziemlich nervig sein, gerade wenn es in den Kurven mit anderen Mitstreitern etwas eng wird, denn um ehrlich zu sein, braucht man nicht wirklich viel Abzukürzen, um in den Genuss dieser Strafe zu kommen. Fährt man überhaupt länger als 3 Sekunden abseits der Strecke, erscheint ein gnadenlos tickender Countdown, der einen wieder auf die Strecke „strafversetzt“. Wer gerne „dynamisch“ den theoretisch vollen verfügbaren Bereich einer Strecke ausnutzen möchte, sollte seine Strategie ein wenig modifizieren. All zu weit kann man sich ohnehin nicht von der Strecke entfernen. Zähneknirschend musste ich es hinnehmen, dass die AI wohl straffrei davon kommt, wenn sie einem in voller Fahrt in den Hinter fährt, man selbst allerdings nahezu jedes Mal bei dem selben Manöver zur Rechenschaft gezogen wird.

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Augenzauber und Regenbogen pupsende Einhörner
Driveclub ist optisch derzeit das wohl hübscheste Rennspiel. Das eine Jahr mehr Entwicklungszeit hat sich (wie schon erwähnt) wirklich gelohnt. Die Fahrzeuge sehen von außen, aber auch aus der Cockpit Perspektive umwerfend schön aus. Alles wirkt quasi so, als könnte man es anfassen (und dann wundert man sich auf wirklich sehr hohem Niveau wiederum, dass das Sat Nav-System leider nicht den Streckenverlauf anzeigt).

Aber erst die Landschaften, durch die man kurvt. Leider bietet Driveclub nicht die Möglichkeit, mal einen Abstecher fernab der Routen zu unternehmen. Dennoch sollte man sich mal die Zeit nehmen, mal etwas das Tempo rauszunehmen, um sich mal mit dem rechten Analogstock mal umzusehen. Der Wind zischt durch das Gras und bewegt es physikalisch korrekt. Die Farben sind zwar etwas überspitzt, ergeben aber eine so warme und angenehme Atmosphäre (ausser man fährt gerade durch einen Schneesturm), dass man die Natur beinahe schmecken kann.

Wahrlich beindruckend sind die Lichtverhältnisse und besonders die Fahrten durch den Tag/Nacht-Wechsel. So unfassbar schön! Blick man während einer Fahrt durch die finstere Nacht, sollte man auch unbedingt mal in den Himmel glotzen. Die Sterne, die man dort oben schweben sieht, basieren auf tatsächlich echten NASA-Daten. Fast zu schade, wenn man bedenkt, dass der Großteil der Spieler mit Vollgas durch die Landschaft rast, ohne vielleicht jemals einen Blick für die Umgebung zu „verschwenden“.

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Was letztes Jahr noch gefehlt hat, aber nun dank der längeren Entwicklungszeit aber integriert worden konnte: Das Wettersystem! Und wir sprechen jetzt hier nicht von putzigen Regentropfen, die an die Windschutzscheibe klopfen. Nein. Das Wasser verhält sich dynamisch, zappelt im Fahrtwind an der Karosserie und versucht sich mit aller Kraft daran festzuhalten, wird aber gnadenlos mitgerissen. Richtig fies werden Stürme, die einem die Sicht vermiesen können und natürlich bleibt der Regen nicht nur in der Luft hängen (oder auf dem Auto), sondern fällt natürlich zu Boden, generiert teilweise üble Pfützen in den Straßenunebenheiten, die zum munteren Aquaplaningaktionen einladen. Behutsam versucht man nun sein Fahrzeug durch die Kurven zu leiten, um nicht von der Strecke zu rasen und manche Rennboliden reagieren unerwartet allergisch auf den nassen Untergrund. Etwas weiter im Norden, hat man es dann mit Schnee zu tun. Dieser schaut zwar um einiges hübscher aus als Regen, ist aber Fahrersitz eine absolute Herausforderung.

Insgesamt erhält man einen deinen Augenzauber in 1080p, mit einer festen Fragerate von 30fps. Theoretisch wären durchaus 60fps möglich gewesen, allerdings nur dann, wenn man wiederum auf das dynamische Wetter verzichtet hätte. Dennoch läuft aller butterweich und angesichts der Dynamik, die Driveclub nun bietet, sind die 60fps wirklich zu verkraften. Auch wenn es vermutlich niemanden interessieren wird, dass die Wolken wohl nie die selben sein werden, die man zu Gesicht bekommen wird.

Wer an Gran Turismo denkt und sich auch in Driveclub sich vor unendlich langen Ladezeiten fürchtet, darf sich entspannt zurücklehnen. Nicht mal 20 Sekunden für einen Rennevent!

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Das Gesamtpaket
Klar wird wieder heiß um den kommenden DLC diskutiert. Manch einer mag von der guten alten Zeit schwärmen, in der man für 120 Mark ein fertiges Spiel bekommen hat. Um den Spieler heute weiter bei Laune zu halten (damit das Spiel eben nicht so schnell im Regal verschwindet), greift man eben nun zu herunterladbarer Inhalten zurück, die das Spiel nach der Veröffentlichung weiter aufwerten sollen. Im Falle von Driveclub wird es weitere Fahrzeuge, Events und Lackierungen geben, allerdings ist ebenso auch kostenloser Content, ebenfalls mit Fahrzeugen und weiteren Strecken geplant. Darüber hinaus wird Driveclub selbst über die verstreichenden Monate immer weiter verbessert. So darf man sich jetzt schon mal auf den unglaublich tollen Photo Modus freuen, mit dem man atemberaubende Screenshots erstellen darf.

Trotzdem: Die über 50 verschiedenen Strecken, verteilt auf 5 Länder (kurze Erinnerungshilfe: Schottland, Norwegen, Chile, Indien und Kanada), bieten jetzt schon mehr, als die derzeit erhältliche Konkurrenz (was natürlich jetzt kein grundsätzliches Argument für DLC ist). Der Fuhrpark mit ebenso knapp über 50 Fahrzeugen (schaut hier nach, wenn ihr wissen wollt, was die kostenlose PS+ Version enthält), ist vielleicht nicht so üppig, wie der aus Gran Turismo. Allerdings muss man hier aber auch sagen, dass man nicht drölfhundert verschiedene Nissans freispielen wird, sondern wahrhaftige und einzigartige Traumautos (wobei… einen Golf würd ich jetzt nicht unbedingt dazu zählen, aber mit irgendwas muss man ja mal anfangen). Man wird schon jede Menge viele und vor allem schöne, als auch herausfordernde Stunden damit verbringen werden, um seinen Fuhrpark auszubauen. Was dann als DLC noch an Extra geliefert wird, muss nicht zwingenderweise in Anspruch genommen werden. Aber das sollte eigentlich ohnehin klar sein. Wer nicht will, verzichtet. Und man sollte es entspannt sehen, denn es wird definitiv keine forza’esquen Ausmaße annehmen.

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Pure Driving Pleasure
…um es mal wie BMW zu sagen. Driveclub ist das Rennspiel für Jedermann. Man wird schnell für seine anfänglichen Fortschritte belohnt (nicht nur mit Trophies, sondern auch mit Fahrzeugen). Auf der anderen Seite wird man aber auch gefordert, sobald man die Zone der preisgünstigen Mittelklassewagen verlassen hat. Jede Bodenwelle kann dann schon Zeit kosten, das unruhige Handling der Super-Sportwagen will behutsam erlernt werden. Aber abseits von dem „Stress“ nach der perfekten Zeit, wird man immer wieder mit einem atemberaubenden Blick in die Landschaft belohnt, sowie mit einer unglaublich guten Soundkulisse, die die grölenden Motoren verbreiten.

Und wer alles aus Driveclub heraus holen möchte, sollte sich entweder einem Club anschließen, oder selbst einen aufmachen, denn 5 Fahrzeuge lassen sich nur im Team freischalten. Ein weiterer Ansporn sich „sozial“ zu engagieren.

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Fazit?
Driveclub hat mir gerade noch auf der PS4 gefehlt. Grafisch ist es eine Bombe! Die Fahrzeuge, die wunderbaren Landschaften und das dynamische Wettersystem erst! Rennspielfreunde werden mit absoluter Sicherheit eine wahre Freude dran haben, auch wenn vielleicht der Simulationsfaktor ein wenig zu kurz kommt. Driveclub soll in erster Linie aber Spaß machen. Und das tut es auch. Der Fakt, dass man jederzeit Herausforderungen annehmen, oder auch selbst erstellen kann, sowie die Möglichkeit sich in einem Club (der leider maximal nur 6 Mitglieder fasst) zu organisieren, bringt mehr Lebendigkeit ins Spiel. Evolution verspricht darüber hinaus, dass der Launch auch „erst der Beginn“ ist. Vieles wird über die Zeit noch nachgeliefert werden, um das Spiel fortlaufend „frisch“ zu halten (mit kostenlosen Updates).

Gentlemen, start your consoles! …Driveclub wartet auf euch! Wir sehen uns online!


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