Im Test: Destiny

Der Weltraum. Unendliche Weiten.

…und irgendwo dazwischen liegt unsere Heimat, die Erde. Was die Raumfahrt angeht, so steckt unsere Technik noch weit, weit in den Kinderschuhen, wohl auch, da Gelder für die Raumfahrtforschung fehlen und ein wesentlicher Faktor, der damals die Weltraumfliegerei antrieb (überspitzt gesagt) fehlt: Der kalte Krieg. Und hier sind wir auch schon bei einem wesentlichen Thema der „Story“ von Destiny. In einer weit entfernten Zukunft, kündigte sich für die Menschheit ein großer Wandel an. Eine ominöse Entität namens „der Reisende“ machte auf seiner… nun… Reise durchs undenkliche Weltall halt bei der Erde, um auf dem kleinen Planeten endlich mal für Frieden zu sorgen. Übrigens komplett gewaltlos. Die Menschheit erhielt einen plötzlichen Aufschwung und konnte sich endlich den Traum erfüllen auch entfernte Planeten zu besiedeln (um auch dort nach weiteren Ressourcen zu suchen). Der „Reisende“ kam aber nicht alleine. Um die Menschen weiter zu unterstützen, entsandte er eine Roboterrasse namens „Exo“. Die tatkräftigen Androidenwesen gliederten sich anstandslos in die Gesellschaft ein und lebte in friedlicher Eintracht. Mars und Venus wurden dank diversen Terraformingprogrammen in bewohnbare Landschaften verwandelt und auch aus dem langweiligen Merkur konnte man einen blühenden Garten schaffen. Auf Grund des gesteigerten Wohlstands, verlängerte sich auch die durchschnittliche Lebenszeit der Menschen. Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass der „Reisende“ ein goldenes Zeitalter bescherte. Allerdings gab es da ein klitzekleines Problem…

Ebenfalls aus den tiefen des Weltalls, verfolgte „die Finsternis“ unseren (zukünftigen) Beschützer. Es hat zwar eine gefühlte Ewigkeit gedauert, aber schließlich konnte das dämonische Etwas doch unseren Erlöser aufspüren, um ihn zu vernichten. Blöd nur, dass ausgerechnet die Menschheit zwischen die Fronten geriet. Gleich mit mehreren Rassen zog wortwörtlich die Finsternis über’s Land, um die Menschheit (und den Reisenden) auszulöschen. Die „Gefallenen“, die „Vex“ und die „Kabal“ könnten unterschiedlicher nicht sein und eigentlich können sie sich auch nicht wirklich „gut riechen“, doch als (beinahe) versklavte Völker, beißen sie wohl in den sauren Apfel und arbeiten unter einem Mantel „zusammen“, wobei man sagen muss, dass sie sich brav die Lebensräume der Menschheit untereinander aufteilen, um sich nicht all zu sehr in die Quere zu kommen.

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Der Reisende, Kabale und kein bisschen Liebe

Dabei ist es traurig, dass einstige „glorreiche“ Völker der „Gefallenen“ für die üble Sache arbeiten. Einst waren sie ein stolzes Volk, mit einer nicht zu unterschätzenden Kultur und technischen Errungenschaften. Doch ihr Reich zerfiel nach dem die Finsternis kam (von daher auch „die Gefallenen“) und so arbeiten sie nun (noch immer unterteilt in ihren einstigen Kasten) für das Böse.

Weit enger emotional sind da die „Vex“. Wie auch schon die guten „Exo“-Wesen, die uns der „Reisende“ brachte, sind die „Vex“ ein Maschinenvolk. Ihre Lebensweise ist mehr mit einem Insektenstamm zu vergleichen, die sie auch „zentral“ gesteuert werden und so organisiert den Tod bringen. Besonders stark sind sie nicht unbedingt (wie so oft gibt es da einen „Konstruktionsfehler“: Ihre Schwachstellen leuchten rot und geben ein wunderbares Ziel ab), dafür reißen sie es mit ihrer Anzahl wieder raus.

Tief im inneren der Planeten (aber meist im Mond zu finden), „wohnen“ die Schar, eine uralte Rasse, wenn man so will, mit nicht nur grauenhaft aussehenden Monstern, sondern auch mit magischen Kräften versehen. Praktisch ist bei dieser Rasse, dass ihre Rüstung schon quasi auf der Haut wächst. Von all den Gegnern, mit denen es die Menschheit zu tun hatte, sind die Schar wohl die tödlichsten Wesen. Besonders hässlich und effektiv, sind die heranstürmenden, hirnlosen Zombies. Hört man ihr grelles und krächzendes Geschrei, sollte man die Beine in die Hand nehmen, oder besser nochmals die Waffe auf genügend Munition prüfen, denn ein Zombie kommt nie allein.

Eine ebenfalls einstige Hochkultur stellen die „Kabal“ dar. Was sich genau hinter der schweren Rüstung befindet, ist nicht so ganz klar. Behäbig watscheln sie über den Planeten (in etwa so anmutig wie ein Nilpferd in extrem schwerer Rüstung und noch dazu extrem schwer bewaffnet). Wie auch die „Gefallenen“ sind auch die „Kabal“ streng hierarchisch gegliedert und somit optimal für den Kampf organisiert. Noch dazu kommt, dass sie anscheinend über „Psi-Kräfte“ verfügen, mit denen sie den Kampfwillen weiter stärken können.

In Anbetracht dieser vielschichtigen Bedrohung, ist es kein Wunder, dass die Menschheit (bis auf wenige Ausnahmen) komplett ausgelöscht wurde. Da konnte auch der „Reisende“ nichts weiter tun. So mächtig ist des Ding dann anscheinend doch nicht gewesen. Da der „Reisende“ aber kein „Unmensch“ ist, opferte er… oder es… sich (und im Prinzip ist es auch das Mindeste, was das Wesen tun könnte, denn schließlich ist es ja schuld, dass die Finsternis über die Menschheit kam und diese beinahe auslöschte) zum Heil der letzten Menschen. Sein nun lebloser Körper schwebt nun wie ein kleiner Mond über der letzten bewohnbaren Stadt der Menschheit, genannt „der Turm“.

Wie das nun mal so ist, mit „Gott gleichen Wesen“, gibt es auch auf der Erde nun eine Gruppierung, die für die „Erlösung“ des „Reisenden“ kämpft. Man gibt die Hoffnung auch nicht auf, dass der einstige Erlöser mausetot sein soll. Es heißt, dass in ihm noch ein kleines, aber zaghaftes Licht brennt, mit dem man den „Reisenden“ wieder zum Leben erwecken kann. Richten sollen es nun die… „Kreuzritter“, wenn man so möchte. Diese nennen sich „Hüter“ und kämpfen nicht nur für die Wiederbelebung des Reisenden, sondern sorgen auch dafür, dass sich die Finsternis nicht weiter ausbreitet. Begleitet werden die wackeren Kämpfer von kleinen „Geistern“, fliegende Drohnen mit exzellenter Intelligenz und Hang zum Plaudern.

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Die Glücksritter

Gleich drei verschiedenen Kriegerkasten dürfen sich die frisch gebackenen Hüter zur Auswahl. Die „Vanille-Variante“ wären die „Titanen“. Das ist in etwa die Standardklasse und auch jene, die für Anfänger wohl am besten geeignet ist. Sie können enorm viel Schaden einstecken und dank ihrer unfassbar guten Kondition, sind sie auch die geborenen Nahkämpfer. Im Prinzip die Allzweck-Einheit, die auch gerne mal Energiewellen auslösen, um gleich mehrere Feinde wegzupusten (und später auch mal Schutzschirme aufbauen können).

Gewitzter ist da der „Jäger“. Er ist vielleicht nicht so sonderlich gut gepanzert wie der „Titan“, ist dafür aber unheimlich agil und ein wahres Talent, was Feuerwaffen angeht. Mit seinem formschönen Messer, schnitzelt er sich gerne auch mal durch die Feinde, wenn die Munition alle ist, oder kann es auch in Richtung der Feinde werfen. Weiter entwickelte „Jäger“ können eine spezielle Pistole hervor beschwören, mit denen sie „goldene Schüsse“ verballern, die extreme Schäden bei den Feinden anrichten.

Wer jetzt nicht unbedingt an vorderster Front kämpfen möchte, der sollte sich den „Warlock“ mal genauer betrachten. Zwar kann er mit allen möglichen Waffen umgehen, doch sein Steckenpferd ist dann doch eher die Magie, mit dem der „Warlock“ etwa extrem zerstörerische Nova-Bomben beschwören kann.

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Zentrale Anlaufstelle für die „Hüter“ ist natürlich der oben erwähnte „Turm“. Hier erholt man sich nicht nur von seinen anstrengenden Kämpfen, sondern versorgt sich hier auch mit neuer Ausrüstung, sowie optionalen Aufträgen, die man gerne zwischen, oder nach den Story-Missionen (oder auch gar währenddessen) erledigen darf/kann. Natürlich ist „der Turm“ auch Treffpunkt aller anderen Mitspieler von „Destiny“. Man tauscht sich aus, plaudert und führt beeindruckende Tänze auf, was man eben in MMOs (auch wenn man „Destiny“ so nicht unbedingt nennen möchte) ebenso macht. Die „coolen Kids“ hängen hier einfach nur ab, um ihre wunderbare Rüstung zur Schau zu stellen. Am liebsten dort, wo sie jeder sehen kann. Kommunikationsscheu Wesen sollten hier nur eine minimal Zeit verbringen. Was allerdings ein wenig fehlt, ist etwa eine kleine Einführung zu den Personen, mit denen man im „Turm“ zu tun hat. Eine kleine Geschichte eben, wie man es aus üblichen Rollenspielen her kennt. Das hat man vermutlich vergessen, doch… oh… aber die Aussicht vom „Turm“ runter auf die Stadt ist fantastisch! – Verdammt, ich hab mich schon wieder vom Augenzauber ablenken lassen!

Hat man nun endlich seinen Charakter zusammen gewürfelt (wählen darf man aus 3 unterschiedlichen Rassen, darunter auch die Androiden-Rasse „Exo“), kann’s eigentlich schon losgehen. Das Intro lässt hoffen, dass man sich auf ein epischen Abenteuer freuen darf.

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Ein wenig Story gefällig?

Die Geschichte beginnt auf der Erde, im alten Russland, oder zumindest das, was davon übrig geblieben ist. Einige Hundert Jahre sind vergangen, als die Menschheit im „goldenen Zeitalter“ lebte. Die Natur erobert sich erfolgreich ihr altes Territorium zurück. Nur die alten und ziemlich mächtigen Ruinen eines alten Raumflughafens deuten darauf hin, was lebendig es hier früher zugegangen ist. Behutsam begleitet der freundliche „Geist“ einem bei den ersten Schritten im Leben eines Hüters und es dauert nicht lange, da kommt es zum ersten Gefecht…

Das, was man schon in den ersten Spielminuten sehen durfte, sieht wahrhaft umwerfend aus. Schon in der Alpha und in der Beta, konnten die stimmungsvollen Lichteffekte begeistern. Die Texturen sehen zum ersten Mal so aus, als seien sie keine Überbleibsel längst vergangener Zeiten, die man zum wiederholten Male auf die Modelle geklebt hat. Mein erlebt also kein grobes Augenfaul. Lichtzauber wohin man blickt.

Und während man sich so umsieht vergisst man schon beinahe das Wesentliche: „Warum bin ich (also der Hüter) gleich noch mal tot? Wieso hat mich der Geist gerade wieder belebt? – Ach… hui! Schau mal, die Lensflare Effekte! Um was ging’s noch mal?!?“

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Ja, das Storytelling ist etwas lückenhaft und wirkt etwas holprig. Bei Beginn einer jeden neuen Mission bekommt man eine kleine Geschichte erzählt, die dazu einleitet, warum man jetzt gleich zig Gegner über den Haufen schießen muss. Slippen kann man diese Sequenzen übrigens nicht, da hiermit auch die teils langen Ladezeiten überbrückt werden. Aber hey, das Schiff sieht schon ganz schnuckelig aus, wie es da so durch den Raum rast.

Besonders nervig sind die Flugzeiten, die man zurück zum „Turm“ unternimmt… oder wenn man auf den diversen Planeten (Mars, Venus, Erde… und Mond, wobei das ja kein Planet ist) auf Patrouille gehen möchte. Bis zu einer Minute gondelt man mit seinem Licht durch den Hyperraum und dann bekommt man nicht mal eine kleine Geschichte erzählt. Während dessen kann man gerne mal in die Küche gehen und sich einen Kaffee kochen… oder ein Sandwich schmieren… oder beides.

Belohnt wird man beim Zocken übrigens auch mit einem unheimlich packenden Soundtrack. Mein erster Gedanke war, dass mich die epische Musik irgendwie an „Mass Effect“ erinnern. Ein Orchester begleitet mit Chorälen Gesängen? Das hat schon was. Wenn es zu Bosskämpfen kommt, legt der Soundtrack dann nochmals gehörig zu. Stimmungstechnisch das Beste, was ich seit einer Ewigkeit in Videospielen auf die Lauscher bekommen hab. Allerdings gehen hier natürlich komplett die Überraschungsmomente flöten. Gerade noch fühlt man sich von leichter Musik umschmeichelt und von einem Augenblick zum anderen wabern die Bässe und der Beat steigt einige Nummer nach oben und man weiß: „Ja, jetzt wird’s brenzlig“ – und dabei sieht man noch nicht mal seine Gegner. Trotzdem: Für den Soundtrack hat „Destiny“ auf alle Fälle einen Orden verdient.

Das Leveldesign ist selbst ist jetzt nicht unbedingt hitverdächtig. Klar, das Areal AUF den Planeten ist riesig. So groß, dass man zu Fuß eine halbe Ewigkeit manchmal braucht, um missionsspezifische Punkte zu erreichen (schneller geht’s definitiv mit dem Sparrow, quasi ein fliegendes Motorrad). Die Zonen, in denen sich aber dann die Missionen selbst abspielen, sind eher einfallslos. Im Prinzip sind es die typischen Schläuche, in denen es dann ab und an größere Areale gibt, in denen die diversen Hauptkämpfe dann stattfinden. Kleinere Geplänkel gibt es zwar auch auf der Oberfläche, aber die fallen nicht ins Gewicht (schon gar nicht, was die Story angeht). Schlau, Kampfarena, Schlauch, große Endarena. Wie in Shooter eben so üblich.

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Unmassively Multiplayer Online Shooter Dingsbums

Aber halt! „Destiny“ ist doch ein MMO! Oder nicht? Jaein. Sicher ist man im Prinzip nie alleine, aber wer jetzt eine „offene Welt“ wie etwa in WoW erwartet (oder vergleichbares), wird nicht unbedingt glücklich werden. Die Welt von „Destiny“ ist nicht so „organisch“ wie man es sonst von MMOs gewohnt ist und vielleicht ist das auch der Grund, warum man sich im Laufe der Entwicklung mehr von dem Begriff distanziert hat und man doch lieber von einem „Shared-World-Shooter“ spricht? Auch wenn man auf den Planeten auf andere Spieler trifft und man theoretisch nicht alleine ist, so sind manche Storymissionen in Instanzen eingeteilt, in denen die Mitstreiter plötzlich vom Radar verschwinden.

Was das Gameplay angeht, so fühlt man sich irgendwie an Borderlands 2 erinnert, was aber nichts schlechtes bedeuten soll. Ganz im Gegenteil. Der Shooter spielt sich durchaus hervorragend. Die Kugeln verfehlen eigentlich nie ihr Zeil und die Auswahl an verfügbaren Waffen (die sich übrigens auch leveln lassen), ist großartig. Der schnelle Waffenwechsel sorgt für ein ziemlich dynamisches Spielgeschehen, was für die unterschiedlichen Situationen auch durchaus notwendig ist, denn unsere Gegner treten meist in gemischten Teams auf.

Nicht immer bedeutet dies auch, dass die Gegner mit einer angemessen künstlichen Intelligenz agieren. Natürlich suchen sie Schutz hinter Felsen, oder Wänden. Allerdings sind sie mit dem Versteckspiel so dermaßen beschäftigt, dass sie manchmal vergessen auf ihren Rücken zu achten. Und mit manchmal meine ich immer. Die etwas stärkeren Gegner wagen auch schon mal einen Frontalangriff. Oft haben sie auch einen Riecher dafür, wenn die eigene Lebensenergie (die sich nach einer gewissen Phase ohne Beschuss wieder automatisch regeneriert) fast am Ende ist. Ich wittere dahinter mal fiese Absicht. In der Regel kommt man mit „draufhalten und kurz Deckung suchen“ aber sehr gut klar.

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Das gilt besonders für Bosskämpfe. Die Arena-Oberhoschis agieren im Prinzip immer gleich. Die Taktik hier: Ausweichen und Dauerfeuer. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, dass einem die Munition manchmal ausgehen könnte und man sich auf unsichere Pfade begeben muss, um fallen gelassene Munitionspacks einzusammeln. Wer sich lange Gefechte ersparen möchte, kann sein Dauerfeuer auch direkt auf den Boss konzentrieren. Stirbt dieser, geben auch automatisch alle anderen Gegner im Areal ihren Löffel ab.

Die Story ist hier eigentlich beinahe Nebensächlich und insgesamt ist man nach knapp 10 Stunden auch damit durch. Hier habe ich eigentlich ein wenig mehr erwartet, vor allem wenn man sich zurück erinnert, was Bungie noch vollmundig versprochen hat: Ein epischen Abenteuer, mit einer epischen Geschichte, die sich auf mehreren Planeten abspielt, mit einer mystischen, ausserirdischen Entität, die eigentlich viel zu erzählen hätte, mit einer monströsen feindlichen Bedrohung, von der man doch so viel noch in Erfahrung bringen wollte und von Aufstieg und Fall der goldenen Zeit der Menschheit. Am Ende blieb davon aber nicht viel übrig.

Wer dennoch ein wenig „Geschichte“ haben möchte, muss sich diese selber „erarbeiten“. Durch das absolvieren von Missionen, verdient man sich hin und wieder eine kleine Handvoll „Grimoire“-Karten. Diese geben dann in Textform (hier sind Lese-Skills des Spielers gefragt) ein paar Informationen zu den Gegnern, Waffen und sonstigen wissenswerten Dingen des Destiny-Universums preis. Das Problem mit diesen Karten? Im Spiel selbst kann man die Inhalte nicht nachlesen. Hierzu muss man dann schon auf die Website von Bungie wechseln, oder… was im Prinzip um einiges praktischer ist… man holt sich die Begleit-App für sein Smartphone, mit der man auch einen schönen Überblick auf alle Statistiken seinen Charakter betreffend hat.

Warum ich die Zwischensequenzen bisher so schamlos ausgelassen habe? Nun… es gibt zwar welche, diese kann man aber an einer Hand abzählen und so wirklich spannend sind sie nun auch wieder nicht. Auch die Gesamtlänge aller Filmschnipsel hält sich in Grenzen.

Ach Bungie! Was habt ihr euch denn dabei gedacht? Bei so viel Potential und der Stange Geld, die ihr in das Projekt reimgepulvert habt (500 Mio USD) und dann nur ein eigentlich toller Shooter mit einer belanglosen, austauschbaren Story?

Man kann sich fragen, wo das denn noch hinführen soll. Man darf vermutlich jede Menge DLC erwarten, die jedesmal eine Handvoll mehr Story-Schnipsel mit sich bringen und zumindest das Leveln des Charakters weiter recht fertigen.

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Level 20? Und nun?

Level 20 hat man relativ schnell erreicht und hier ist erstmal Schluss. Der Weg dort hin ist schon ein wahres Grind-Fest. Wer die Grenze knacken möchte und somit das Maximum von Level 30 erreichen will, muss schon elendig viel Sitzfleisch mitbringen.

Es ist ja einzusehen, dass man diverse Spielzeit damit verbringen muss, dass der Charakter fit für höhere Story-Missionen ist um einen Hauch einer Chance gegen die Bosse zu haben. Wer es wagt, etwa mit einem Level 18 Charakter gegen ein Level 20 Endgegner zu kämpfen, wird gnadenlos scheitern. So spult man eben stumpfe Patrouillenmissionen ab, sammelt ein paar Items, die man doch wieder recycelt, um mit den damit gewonnen Waffenteilen und Glimmer seine Rüstung und Waffen, die man liebgewonnen hat, aufleveln kann. Richtig gute Waffen, oder Rüstungsgegenstände kann man allerdings nur mit Glimmer auch nicht kaufen. Wer richtig was gelten möchte, der muss sich Vorhut- oder Schmelztiegelmarken verdienen. Hierzu verlangt „Destiny“ allerdings einen Hintern voll Zeit von euch, mit jeder Menge grinden, grinden und nochmals grinden.

Möchte man nämlich über das vorerstige Level Cap von Stufe 20 hinaus, muss man Rüstungsteile mit „Licht“-Elementen sammeln, oder erwerben. Die im Kampf verdienten Items sind allerdings meist minderer Qualität, wenn sie denn überhaupt „Licht“ einhalten. Zudem kommt, dass ein Rüstungsteil möglicherweise eine gute Portion „Licht“ mit sich bringt, aber die Rüstungsklasse selbst wieder minimiert. Das erreichte „Licht“-Level ist auch nicht „statisch“. Nimmt man beispielsweise einen Helm mit Licht-Faktor 14 auf, erreicht man (da man vielleicht schon andere Licht tragende Elemente gesammelt hat) Level 22. Nimmt man ihn allerdings wieder ab, fällt man auch im Level wieder zurück. So viel zur Theorie.

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Um jetzt die wirklich spannenden Items zu erlangen, mit jeder Menge „Licht“, das das Level des Charakter weiter ansteigen lässt, muss man sich einer Krieger-Fraktion anschließen, die es in „Destiny“ gibt. Je nachdem, welchen Spielstil ihr für euch gewählt habt, gibt es auch hier unterschiedliche Boosts, die die jeweilige Fraktion mit sich bringt.

Zu unterscheiden wären folgende Werte: Intellekt, Disziplin und Stärke. Intellekt verringert den Cooldown von „Super“, Disziplin verringert den Cooldown von Granaten und Stärke verringert die Abklingzeit der Nahkampf-Attacken.

Und so wählt man nun seine Fraktion, gemäß seines Charakters, beziehungsweise dessen Kriegerkaste (oder man wählt einfach den cooleren Namen der gewünschten Fraktion):
Der „tote Orbit“ setzt den Fokus auf Stärke und Disziplin, der „Kriegskult der Zukunft“ setzt auf Intellekt und Disziplin und zu guter Letzt gäbe es noch die „neue Monarchie“, die ihren Fokus auf Intellekt und Stärke setzt, ideal also für meine Jägerin, um mal ein Beispiel zu nennen.

Man kauft sich also mit drölfzig Handvoll Glimmer einen Umhang der gewählten Fraktion und sammelt nun damit Ausgerüstet Vorhut-Marken. Das Leveln beginnt also wieder ganz von vorne, aber was macht man nicht alles, um weiter im Rang zu steigen? Zudem gibt es auch einige Events, die einen höheren Level voraussetzen und wie oben schon mal kurz erwähnt, sollte man auch mit einem gleichrangigen Charakter-Level (besser um +1 höher) sich ins Getümmel werfen, denn so gut auch die Waffe sein mag, hat man ein geringeres Level, richtet sie auch weniger Schaden bei den Gegnern an, die zum Teil auch noch „immun“ gegen eure Angriffe sind.

Was stupides Grinden betrifft, so hat sich gezeigt, dass sich die PS Vita als RemotePlay Gerät dazu hervorragend eignet. Während auf dem großen TV Gerät ein Film läuft, kann man auf dem kleinen Bildschirm der PS Vita belanglose und harmlose Missionen erfüllen, um die in Massen geforderten Marken zu sammeln. Die Grafik sieht auch auf dem Handheld Gerät wirklich ausgezeichnet aus und auch was das Gameplay angeht, kann man im Prinzip nicht unbedingt meckern. Hut ab also für die grandiose Funktion, die das langweilige Grinden so viel erträglicher macht!

Jetzt mit 100% mehr Multiplayer

Jetzt aber mal genug über den SIngleplayer Modus rumgheult, „Destiny“ bietet ja schließlich noch einiges mehr und damit komme ich endlich zum Multiplayer Modus.

Um das Grinden etwas gesellschaftstauglicher zu Gestalten, gibt es in „Destiny“ so genannte „Strikes“. Hier kann man die Story auch mal Story sein lassen, schließt sich zu einem Team von drei tatkräftigen Leuten zusammen und begibt sich in einen massiven „Dungeon“, an dessen Ende ein ein extrem großer Boss wartet. Im Prinzip gleicht hier das Gameplay den typischen Singleplayer Missionen, allerdings mit Gegnern, die erheblich mehr einstecken können. Aber auch hier kann man nach Schema F vorgehen: Draufhalten! Einfach nur draufhalten! Irgendwann kippt das große Dings schon um, was mitunter auch mal bedeutet, dass man eine halbe Stunde wie ein bekloppter ballert. Der Endgegner stellt allerdings (wie immer) keine große Gefahr dar. Er läuft einfach seinen Pfaden entlang, konzentriert sein Feuer mal auf den größten Aggressor im Team und stampft weiter. Während dessen spawnen beinahe unaufhörlich kleinere, bis mittelgroße Gegner, die einen ständig vor die Flinte laufen.

Aber auch hierfür erhöht man wenigstens Items (mehr oder minder wertvoll) und natürlich die dringend benötigten Marken, um bei seiner Fraktion im Ansehen zu steigen. Jeder Planet bietet seinen eigenen Strike. Und wer möchte, kann natürlich auch diese gerne öfters durchführen. Überraschungen gibt es hier keine, denn die Gegner spawnen an den immer gleichen Punkten. Kennt man seinen Dungeon, kann man schon beinahe im Blindflug durchlaufen und ballern. Grinden auf höherem Niveau eben.

Wer es gerne härter und länger möchte, darf sich nun auch Raids anschließen. Diese sind noch härter und können von Teams bis zu 6 Kriegern gespielt werden.

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Richtig gut gelungen ist in „Destiny“ der reine PvP Part. Hier gibt es die klassischen Spielmodi wie „Zonen erobern“ in „Kontrolle“ (das man auch schon in der Beta austesten konnte), sowie Team-Deathmatch, oder ein klassisches „Jeder gegen Jeden“.

Mitunter tummeln sich hier Charaktere mit sehr durchmischten Leveln auf einer Map. Da die Spielfiguren selbst einigermaßen gleich sind, ist das Gameplay auch einigermaßen ausgewogen. Ein Level 5 Neuling muss also nicht unbedingt fürchten, ohne Ende niedergemetzelt zu werden, wenn er auf einen Spieler trifft, der 10 oder mehr Ränge höher steht. Waffenmodifikationen spielen hier keine Rolle.

Womit man sich allerdings einen kleinen Vorsprung erarbeiten kann, sind die verdienten Rüstungsteile, die man sich mit Schmelztiegel-Marken kaufen kann. Hier fehlt es dann doch irgendwie an einem ausgewogenen Balancing. Hier gäbe es noch also einige Stellen, an denen man nachbessern könnte (wie etwa auch die Funktion, eigene Slots zu eröffnen, um beispielsweise nur mit seinen Freunden zocken zu können). Ansonsten ist die Multiplayerjagd nach XP und Items sehr gut gelungen und macht auch richtig viel Spaß, wobei man auch sagen muss, dass bei all der Geschwindigkeit, die der Multiplayer Modus bietet, auch teilweise Stellen mit eingebaut wurden, die herrliche Camper-Plätze bieten. Jeder Trottel kann campen und sowas hat mach schon bei Battlefield und Call of Duty genervt. Zum Glück ist dieser Prozentsatz bei „Destiny“ angenehm gering und erlaubt ein besonders dynamisches Gameplay (besonders bei „Kontrolle“).

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Was am Ende übrig bleibt:

Man kann sich nun die Frage stellen, ob all der Hype gerechtfertigt ist. Mit Sicherheit hat „Destiny“ ein immenses Potential, das allerdings wenig genutzt wurde. Der reine Spielinhalt ist nicht wirklich großzügig bemessen. Natürlich kann man mit der Erkundung der verfügbaren Planeten jede Menge Zeit investieren (was man ohnehin machen muss, wenn man seinen Charakter formen möchte) und natürlich bietet es einen spielerischen Mehrwert, wenn man erledigte Story-Missionen erneut spielen darf, mit einem erhöhten Schwierigkeitsgrad, aber Neues erfährt man hier nicht wirklich. Been there, done that.

Was auch nervt, wenn man sich dem Singleplayer Modus hingibt, ist die Tatsache, dass es kein Questlog gibt. Warum zum Henker muss ich denn nach Beenden einer Missionen wieder in den Orbit schweben? Sicher, ich kann nach dem Flug in die Umlaufbahn sofort die nächste Mission anwählen, aber hat sich mal irgend jemand überlegt, warum das so sein muss? Die Missionen könnte man (sofern sie auf dem selben Himmelskörper stattfinden) doch nacheinander absolvieren. Zumal erspart man sich hier die absolut unnötigen Ladezeiten, die man benötigt, wenn man mit seinem Schiffchen wieder zurück zur Oberfläche tuckert. Die Missionseinführung selbst hätte man auch dann dort abspulen können. In anderen Spielen ist es doch auch möglich (wie etwa in Borderlands 2) und da die Missionen ohnehin frei anwählbar sind und nicht unbedingt in einer bestimmten Reihenfolge gespielt werden müssen, ist die Vorgehensweise, für die sich Bungie entschieden hat, etwas fragwürdig. Nicht alle wollen nach einer Mission sofort zum „Turm“ zurück, um sich die Belohnung abzuholen. Dort lungern ohnehin den ganzen Tag nur irgendwelche Poser rum, die ungefragt ihre Finger auf andere Spieler zeigen, um dann (wenn man ihnen die Aufmerksamkeit spendet) einen relativ umcoolen Tanz vorzuführen.

Und überhaupt die Story? Warum hat man dann nicht mehr Liebe rein gesteckt und warum muss ich alles selbst in den Sammelkarten nachlesen? Und ein wenig mehr Zwischensequenzen hätte sicherlich nicht geschadet. Selbst das Intro vom letzten Pokémon-Spiel ist länger (auch wenn es kongenial verwirrend ist, was das Storytelling angeht).

Wieso sind die wichtig coolen Sachen so arschteuer? Es ist ja ganz nett, wenn man möchte, dass der Spieler sich länger mit „Destiny“ abgibt, aber den Wiederspielwert durch unnötiges Grinden zu verlängern, weil wirklich Inhalte fehlen, ist nicht unbedingt die feine englische Art. Hier darf man sich aber schon auf viele Erweiterungen freuen, die mit Sicherheit kommen werden. Kann ja auch nicht angehen, dass bei Level 30 schon Schluss ist (sofern man die tausend Stunden dafür investiert, um sich die dafür benötigten Licht-Rüstungen kaufen zu können).

Grafisch und musikalisch gesehen ist „Destiny“ natürlich ein Brett! Aber Grafik alleine ist halt nicht alles. Nach all den Stunden, die ich mit der Alpha und später auch mit der Beta verbracht habe, war ich schon ein wenig sehr „durstig“ nach mehr! Was aber kam, fühlt sich eher wie ein dicker Brocken Sandkuchen im Mund an.

Mit Sicherheit werde ich „Destiny“ fleissig weiter spielen, schon allein deswegen, weil ich wissen möchte, wie es weiter geht. Aber vermutlich werde ich meine Zeit wohl nicht mehr mit Grinden verschwenden, sondern mich eher auf PvP konzentrieren. Die ewig gleichen Missionen auf den Planeten sind mir dann doch überdrüssig und es hilft auch nicht viel, wenn man auf zufällig startende Events warten möchte, die ein wenig zu Auflockerung beitragen.

Mein Schicksal hab ich leider irgendwie nicht gefunden…

5 Comments

  • Gerd

    Hmm, die Solokamapgne in 10 Stunden durch? Bist Du sicher?
    Ansonsten guter Beitrag , was ich widersprüchlich finde:
    Du schreibst es gibt kaum Story im Spiel – also praktisch fast Nichts – dennoch möchtest Du wissen wie es weitergeht?
    Ich hab Destiny jetzt ca. 8h gespielt, bin aber schon recht gelangweilt, soviel Recycling.. hmm ich freu mich auf
    den Herbst mit Alien Isolation, Far Cry 4 und Co…

  • Wenn man das Spielprinzip nicht versteht, dann sollte man sich nicht beschweren wegen der Story…die Geschichte wird 10 Jahre fortgeführt und auch erst in 10 jahren enden. Die Missionen bis zum ende beim Mars sind reines Tutorial. Ab da muss man (was wirklich langweilig ist) wöchentliche strikes/Schmelztiegel/vorhut missione abschließen um seinen rang zu erhöhen, es gibt auch clans(keine online clans) denen man sich anschließen kann. Die Missione sind sau schwer und muss darauf hoffen, dass die Gegner ordentliche Rüstung fallen lassen, so insgesamt geht es glaub ich bis Level 28, ich bin mir aber nicht sicher, da ich noch nie einen darüber gesehen hatte. Ich hoffe sie führen die Story schnell fort, denn es wdh. sich ständig und kann schnell öde in der Ecke liegen bleiben sobald ein Spiel was sofort die ganze Story beinhaltet. Ein Raid wurde auch schon veröffentlicht, in dieser Mission muss man zu 6 ran und nur ein Team was mir soweit bekannt ist hatte es geschaft und das erst in 10 Std :/

    • Aber insgesamt bin ich auch vom Spiel enttäuscht…zu wenig für 500mio dollar investition. Das mit dem nicht verstehen des Spieles geht an die Leute, die gedacht haben man bekommt sehr viel für die 70€ xD bekommt man eig. auch nur keine Story die einen zufriedenstellen wird.

  • helge

    > Grafisch und musikalisch gesehen ist „Destiny“ natürlich ein Brett! Aber Grafik alleine ist halt nicht alles.
    Genau. Das ist es dann auch schon. Gutes Review, das entspricht in etwa auch meinem Eindruck. Meine letzte Motivation bestand im übrigen darin, endlich mal ein Exotic Item oder Engram zu finden (nachdem sich alle meine Legendary Engrams sich als ‚rare‘ entpuppten).
    Nun bekam ich endlich die Exotic Weapon Bounty (auf Lvl 25, nach über 36h) – und muss dafür ins Crucible. Ich zockte bis dahin die ganze Zeit nur Vanguard, weil ich einfach zu schlecht im PvP (gegen die ganzen teenies) bin 😉

    Das ist einfach schlimmes Game-Design. Bye bye Destiny, gebt mir bitte Bescheid, wenn das Schicksal wieder etwas Spannung enthält.

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