Im Test – Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes

Schon im Vorfeld zum Release von Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes gab es hitzige Diskussionen darüber, wie das Spiel einzuordnen ist… sofern man überhaupt von einem vollständigen Spiel sprechen kann/darf. Im Grunde handelt es sich hier nur um einen kleinen „Appetitanreger“, oder auch Prolog, wenn man so will, zum eigentlichen Hauptspiel „Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain, das irgendwann in der Zukunft erscheinen wird. Zu viel darf man nicht erwarten, den Ground Zeroes ist schon verdammt kurz, weshalb auch die Debatten über den zu zahlenden Preis ziemlich hitzig waren. Auf der anderen Seite, kann ich mich nicht erinnern, dass es je ein so großes Geschrei um die „Prolog“ Versionen von Gran Turismo gab. Aber lassen wir das mal so im Raum stehen und konzentrieren uns mal auf das Spiel… die Demo… das „Wasauchimmer“…

Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes spielt nach den Ereignissen von „Peace Walker“. Grundsätzlich wäre es immer praktisch, wenn man MGS3 und eben Peace Walker gespielt hat, um einen ungefähren Überblick über die Hintergrundgeschichte zu haben. Alternativ bietet das Spiel die Möglichkeit, sich kurz (über 11 Seiten lang) die Geschichte durchzulesen. Neueinsteiger werden vermutlich bei den zahlreichen Akronymen der diversen Organisationen mehr als nur drei Fragezeichen über ihren Köpfen haben. Hier hilft nur eins: Smartphone oder Laptop an die Seite stellen und nachlesen.

Nach dem knapp 10 Minuten langen, exzellent inszenierten Intro, geht’s auch schon los. Man schlüpft in die Rolle des Big Boss, der am Rande eines US Stützpunkts auf Cuba (namentlich: Camp Omega), die unter Führung der XOF Organisation steht, abgesetzt wurde. Seine Mission: Zwei Inhaftierte aufspüren und befreien. Für taktische Hinweise, steht einem Kaz Miller mit Rat und Tat zur Seite.

Es gießt wie aus Eimern und der erste grafische Eindruck (auf der NextGen Konsole) ist unglaublich gut: Die Lichteffekte und Texturen sehen fast zum sterben schön aus. Dazu aber später noch…

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Grundsätzlich lässt sich die Hauptmission innerhalb 90 Minuten locker bewältigen, je nachdem welche Spielweise man wählt. Als alter Schleicher, wie in jedem Metal Gear Titel wählt man natürlich den Weg mit dem potentiell geringsten Feindkontakten. So packt man, bevor man sich ins Lager schleicht, sein gutes Fernglas aus und sondiert die Lage. Nebenbei markiert man praktischerweise auch noch seine Feind, denn das alte, lieb gewonnene Radar ist in Rente geschickt worden, Wer sich nicht auf die große Karte verlassen möchte, kann zudem die iDroid App auf seinem Smartphone nutzen, was sehr praktisch ist, da man hier nicht jedes Mal das Spiel unterbrechen muss (während das Spielgeschehen im Hintergrund munter weiter geht). Verzichtet man auf den gelegentlichen Blick auf die Karte, geht’s im „Blindflug“ durch’s feindliche Gebiet.

Und so einfach ist das nicht immer, denn ausgerechnet am Ende, oder am Anfang, der taktisch besten Route, steht natürlich ein (nicht unbedingt immer) wachsamer Soldat. Entweder schaltet man ihn nun leise mit der Schall gedämpften Pistole aus, oder man wagt den Nahkampf, was meist die bessere Alternative ist. Hat man Zeit und natürlich ein vernünftiges Versteck haben, sollte man den ausser Gefecht gesetzten Soldaten am besten irgendwie verschwinden lassen. Man möchte ja seine Spuren verwischen. Haarig wird’s nur, wenn man gleich auf mehrere Soldaten trifft. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es bisher nicht ein einziges Mal geschafft hab, eine Mission zu beenden, ohne entdeckt… oder mehrmals getötet zu werden (vielleicht sollte ich auch mal den einfacheren Schwierigkeitsgrad wählen).

Rambos dürfen gerne ihre Waffe zücken, oder sich aufs Flugabwehrgeschütz hocken, um damit die Gegner auf’s Korn zu nehmen. Aber das geht dann doch irgendwie am Sinn des Spiels vorbei, zu Mal auch ständig für Nachschub gesorgt wird. Geballert wurde bei mir nur, um mich kurz zur Wehr zu setzen, damit ich einen kleinen Vorsprung erhalte, um irgendwo wieder ein Versteck zu suchen, wo ich dann so lange ausharrte, bis die Bedrohung wieder vorbei war.

Dabei ist „Rennen“ gar nicht mal so die verkehrte Taktik im Spiel. Insgesamt kommt man damit sehr schnell voran. Man riskiert zwar entdeckt zu werden, wer aber schön weiter rennt und vielleicht noch kurz Deckung findet, kommt durch, ohne nur einen einziges Schuss abzufeuern.

Aber jeder kann ja nach seinem eigenen Gutdünken die Mission abschließen…

Und wo wir grad beim Thema sind: Hat man die Hauptmission abgeschlossen, hat man (oder zumindest war das bei mir so) erst 8% des Spiels insgesamt gesehen, denn es warten noch weitere, zahlreiche Nebenmissionen mit unterschiedlichen Aufträgen und Vorgehensweisen auf den Spieler. Und nicht alle Spielen Nachts bei Regen. Richtig schön sieht es auch bei Sonnenschein aus, wobei man dann hier eher Gefahr läuft entdeckt zu werden.

Allerdings: Jede Mission spielt auf der einzigen Map (wenn man so will) im Spiel: Das Omega Camp. Man mag es vielleicht „langweilig“ nennen… der andere mag dabei einen Vorteil sehen, da man mit der Zeit auch jeden noch so kleinen Stein beim Vornamen kennt. Von Mal zu Mal huscht man so effizienter durch die Missionen.

Wie Eingangs schon erwähnt, ist die Grafik von Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes wirklich aller erste Sahne. Nahtlos geht die grafische Darstellung vom Intro ins Gameplay. Möglich macht dies die brandneue Fox-Engine, die zwar in ihrer vollen Pracht auf den NextGen Konsolen zur Geltung kommt, aber auch auf der PS3 immer noch eine sehr gute Figur macht, Nur…

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…wisst ihr, irgendwie stört es immer in Spielen immer noch ziemlich gewaltig, wenn die Umgebung quasi unzerstörbar ist. Dass das anders ein kann, beweist ja zum Beispiel Battlefield. Es wirkt — trotz all den schönen Schein — brutal unglaubwürdig, wenn ich mit einem Panzerfahrzeug am Flatterzaun hängen bleibe, oder dass ich eben wie nichts Gutes mit der AA-Kanone vor mich hin ballern kann, und der blöde Wachturm hat nicht mal einen Kratzer. Echt jetzt? Muss das denn wirklich immer noch so sein?

Manchmal versteh ich die Wachen nicht. Manchmal haben sie Adleraugen und können einen schon aus 50km gegen den Wind sehen, Nachts, ohne Beleuchtung (übrigens sei hier erwähnt: Wird man erwischt, gibt’s einen hübschen Zeitlupeneffekt) und manchmal fragt man sich, ob im Oberstübchen noch wirklich alles ganz knusprig ist. Da brennt man einer Wache mit der Betäubungspistole eins drauf, trifft leider nicht ganz und erhält das klassische „Höh?!?“ zu hören. Anscheinend ist der arme Soldat während dieser Zeit so geschockt, dass man ohne Probleme im Oppan Gangnam Style durch das Camp laufen kann, ohne nur irgendein Aufsehen zu erregen.

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Längeres Fazit:
Man kann nicht unbedingt sagen, dass es Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes für einen „Prolog“ unbedingt an Inhalt fehlt. Kojima hat jede Menge Kram reingepackt, die einem die Hintergrundgeschichte näher bringen (wie zum Beispiel mit alten Kassetten, die man sich anhören kann, oder jede Menge Sammelobjekte). Man kann auch wirklich viel Zeit mit den unterschiedlichen Nebenmissionen verbringen. Aber man muss sich halt im klaren sein, dass es eben nur ein einziges Level gibt. Eins. Das immer gleich ist (bis auf die Tageszeit / Wetter). Dafür dann 30 bzw 20 Euro zu verlangen (ja nachdem ob man sich die NextGen oder LastGen Version holt)? Hardcore Fans werden mit Sicherheit zu schlagen und werden Metal Gear Solid 5: Ground Zeroes verschlingen. Keine Frage. Aber alle anderen sollten dann doch auf den finalen Titel warten, denn man verpasst so gesehen wirklich nicht viel.

Und Neueinsteiger können sich zum Release den Prolog sicher auch noch holen, falls sie Angst haben, einige Bestandteile dann im Hauptspiel zu verpassen. Denn auch wenn Einzelheiten zum Szenario in The Phantom Pain noch nicht feststehen, wird man seine Spielstände von Ground Zeroes ins Hauptspiel übertragen dürfen, was sich dann positiv auf den Aufbau der Heimatbasis in The Phantom Pain auswirken soll.

1 Comment

  • Da ich immernoch keine PS4 hab, und auch nicht vorhabe, mir in absehbarer Zeit ein zuzulegen, würde mich nur eins interessieren:
    Spiele ich die PS3 Version, kann ich dann diesen Spielstand in der PS4 Version von TPP nutzen? Denn bis dieses erscheint, werde ich wohl dann doch mal ne PS4 besitzen.

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