WipEout Omega Collection Review

Während der gut 22GB große Download der WipEout Omega Collection dank der elendig langsamen Verbindung ins Interwebz, mit der ich mich hier rumquälen muss, nur tröpfchenweise Fortschritte machte, blieb viel Zeit, sich an das Ur-Wipeout (gerne auch wipE’out geschrieben) zu erinnern.

1995 wurde der futuristische Racer für die PlayStation 1 veröffentlicht und sorgte nicht nur wegen der “sensationellen” Grafik für Aufsehen (die auch heute noch einen Standard in Sachen futuristischen Design setzt), sondern auch wegen der fetten Beats, die sich im Hörkanal breit machten.

Der Spieler schlüpft in die Rolle eines Rennpiloten der F3600 Antigravitationsrennliga (angesiedelt im Jahr 2052) und übernimmt das Steuer zahlreicher Schwebe-Boliden, mit denen dann zahlreiche Rennen auf Strecken, mit einer Vielzahl an halsbrecherischen Kurven und Sprungschanzen), die überall auf der Welt verteilt liegen, bestritten werden müssen. Und da schnelle Rennen nicht genug sind, gibt es auch allerhand Waffen, mit denen man seine Konkurrenz ausschalten darf. Für Nachschub sorgen PowerUps (allerdings erhält man nie das passende Item zur rechten Zeit… wie auch schon in MarioKart) und für die kleine Extraportion Geschwindigkeit, gibt’s zudem “Beschleunigungspads”.

So schön das Spiel an sich auch war (und ist), so unheimlich schwer war es aber, es zu beherrschen. Wer keine schnell Hand-Augen-Koordination sein Eigenen nennt und auch nicht besonders gefühlvoll mit der Steuerung umgehen konnte (eine Kombination “normaler Kurvenfahrten, kombiniert (oder ausschließlich) mit “Luftbremsen”) hatte schnell das Nachsehen und kroch zu meist an letzter Position durchs Ziel (sofern die Gegner nicht ohnehin schon mit Fakten für ein vorzeitiges Aus sorgten). Gewissermaßen entstand so (bei mir) eine Hass-Liebe: Packendes Gameplay, allerdings teilweise unfassbar schmerzhaft (und ein Grund für vermutlich viele zerbrochene neGcon Controller).

Es folgten nach dem ersten Spiel noch weitere Teile für PS2, PSP, PS3 und sogar PSVita. Alles sind es Wert, in einer vernünftigen Sammlung einen Platz zu finden. Die hier getestete WipEout Omega Collection enthält “leider” nur die remastered Versionen von WipEout HD, HD Fury und WipEout 2048, also dem Grundspiel der PS3-Version aus dem Jahr 2008 samt Fury-Erweiterung (2009) und der 2012 veröffentlichten PS Vita Version.

Besitzt man somit schon die drei genannten Teile, wird man in der WipEout Omega Collection keine neuen Inhalte finden, allerdings gibt es eine dramatisch aufgebohrte Grafik, auf die sich besonders PS4 Pro User freuen dürfen und freilich die Möglichkeit, WipEout 2048 endlich auf dem großen Screen spielen zu können.

Die PS4 Version von WipEout 2048 macht nun endlich, dank des überragenden DS4-Controllers, auch Schluss mit der nervigen PS Vita Steuerung, die (wenn man mal ehrlich ist) keine günstige Voraussetzung geboten hat, um den empfindlich schnellen Racer auch vernünftig zu spielen, ohne nach einer gewissen Zeit einen Krampf im Daumen zu bekommen.

Im Prinzip kommt mit der aufgemöbelten PS Vita Version ein ganz neues Spielerlebnis auf. Die Strecken erhalten mehr “Raum”, was somit auch eine gewisse Erleichterung darstellt, das Renngeschehen zu erfassen und das, was man auf der PS Vita bereits gelernt hat, spielerisch besser umsetzen kann.

Auch wenn die WipEout Omega Collection inhaltlich nichts Neues bringt, so können die enthaltenen Kampagnen über unzählige Stunden begeistern. Selbst wenn man eine Unmenge an Zeit mit Zocken verbracht hat, kann es einem vorkommen, als könnte man nur schwerlich auch wirklich alles freispielen. “Nichts Neues” ist vielleicht nicht unbedingt richtig, denn neu ist ein Photo-Modus, mit dem man abermals Stunden verbringen kann, um den perfekten Screenshot zu gestalten, auch wenn hier zugegebenermaßen weniger Adrenalin ausgestoßen wird.

Davon abgesehen: Selbst wenn die WipEout Omega Collection nur Altes aufwärmt: Das Spiel ist immer noch unglaublich schnell und ein wahres “MUSS” für jede Sammlung… auf jeder Konsole(ngeneration)… besonders für all jene, die das Spiel bislang verpasst haben.

Ein wenig weiter oben, hab ich das Wort “aufgemöbelt” verwendet. Eigentlich ein schlimmes Wort, für das, was den Spieler erwartet… beziehungsweise die Augen des Spielers zu sehen bekommen. Die Strecken haben nie besser ausgesehen! Selbst wenn ihr jetzt keine PS4 Pro habt, samt 4K TV mit HDR (auf der die WipEout Omega Collection in echten 4K daherkommt, sofern man die Bewegungsunschärfen abschaltet, oder immerhin noch mit 2160p, wer auf den Augenschmaus nicht verzichten möchte) besitzt… selbst dann machen die “betagten” Spiele in der Sammlung einen berauschenden Eindruck! Bei 60fps, wollen die Augen nur noch bluten… vor Freude. Alle Spiele bieten detailreiche Grafiken und verblüffende Spezialeffekte.

Bluten kann man auch im Onlinemodus, sofern man die doch teils “anspruchsvollen” Kurse nicht beherrscht, oder die Hand-Augen-Koordination mit dem Alter dann doch etwas zu wünschen übrig lässt (da spreche ich langsam aus eigener Erfahrung)… wobei… Wipeout ging ja nie wirklich zimperlich mit dem Spieler um. Wer hinten lag… der blieb dies meistens auch bis zum Rennende, allerdings ist die Schande vor echten Menschen dann doch größer, als bei KI-Gegnern. Da kann man schon innerlich kochen, wenn man sieht, wie manch einer so elegant und einer gewissen Leichtigkeit, sein Vehikel durch die Kurven “trägt”.

Ein “Remaster” eines Spieles zu beschreiben, ist nicht immer einfach. Inhaltlich gibt es ja nichts Neues, worüber man sprechen könnte (eine verpasste Chance, wenn man so will, denn man hätte vielleicht ein paar Bildchen/Artworks hinzufügen können, oder auch gerne Videos, mit Kommentaren der Entwickler, zur Entstehung der Sammlung), vergisst aber dabei, dass es durchaus eine neue Spielergeneration gibt, die vielleicht nicht von Anfang an dabei gewesen sind.

Es schwingt auch ein wenig Nostalgie mit, wenn man die einstigen, doch sehr klötzchenhaft wirkenden (aus Sicht von heute) auf der PS1 nun in einer atemberaubenden Auflösung nun auf dem großen Bildschirm sieht. Grundsätzlich hat sich nichts geändert, was in dem Fall ein “Prädikat wertvoll” verdient hätte, denn nach wie vor handelt es sich bei der WipEout Omega Collection um eine Sammlung von Rennspielen, die ein unglaubliches Geschwindigkeitsgefühl vermitteln (das einigen sogar auf den Magen schlagen kann) und mit einem verdammt packenden Electro-Soundtrack, bei dem einige Größen, wie etwa Chemical Brothers, Prodigy, oder auch ein Stephan Bodzin, mitgewirkt haben, für einen stetig hohen Puls sorgen… sowie eine voll aufgedrehte Anlage.

Das Wipeout auf der PS1 war “unser F-Zero”… wobei das damals auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte. Und im Prinzip hat sich nicht wirklich viel geändert. Rennspiele gibt es viele, aber es gibt eben nur ein Wipeout… auch wenn es hier und da ein paar Nachahmer gibt, die aber nicht weiter im Gedächtnis bleiben. Und somit bleibt die WipEout Omega Collection auf der PS4 auch ein einzigartiges Spielerlebnis, auch wenn es sich hier nur um ein aufgewärmtes Material aus (nicht all zu lang) vergangenen Zeiten handelt.

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