Im Test: rain

http://youtu.be/oFp_nSH4Fpk

Die Nacht breitet sich über die Stadt aus. Es ist so still und ruhig. Nur der Regen fällt vom Himmel und tröpfelt sanft an das Fenster. Nichts könnte einen dazu bringen, jetzt noch das Haus zu verlassen. Nichts, bis auf den zarten Hilferuf eines Mädchens…

rain ist ein Platformer aus dem Hause SCE Studios Japan und Acquire. Wunderschön und melancholisch zugleich. Man schlüpft darin in die Rolle eines kleinen Jungen, der durch sein Fenster ein kleines Mädchen sieht, das verängstigt durch die regennassen, dunklen Straßen der Nacht läuft. Kurzentschlossen macht er sich auf, ihr zu Hilfe zu eilen und entdeckt dabei die finstersten Kreaturen, die er je gesehen hat.

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Der Clou in rain ist, dass die Spielfiguren allesamt unsichtbar sind. Nur während die Regentropfen auf sie herunterfallen, werden sie schemenhaft sichtbar. Stellt man sich aber kurz unter und bleibt so dem Nass fern, verschwimmt man im Nichts. Dies hat allerdings klare Vorteile, denn finstere Wesen aus dem Alptraumland wollen die Kinder in die ewige Dunkelheit stoßen. Jedoch können sie die Kinder nicht sehen, während sie im Trockenen sind.


Pfützen sorgen dafür, dass man nicht völlig blind herumläuft. Dank den feuchten Fußspuren, kann man den Spielfiguren auf dem Pflaster folgen. All zu unvorsichtig, sollte man allerdings durch die Wasseransammlung nicht laufen, denn das könnte wiederum die Untiere aufmerksam machen. Dann sollte man besser das Weite, oder besser, einen trockenen Platz suchen, um die Witterung zu verlieren.

Etwas schwieriger wird es mit kleinen Dreckpfützen. Der Schmutz bleibt an einem haften und löst sich erst wieder, wenn man ein Bad in einem Wassertrog, oder in einer sauberen Pfütze genommen hat.

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Läuft man mal nicht durch Pfützen, gilt es wie in jedem anderen Platformer auch, Hindernisse zu überwinden. So klettert man über Kisten und Gerüste, schiebt Kisten in die richtige Position, um höher gelegene Positionen erreichen zu können. Hüpfen, laufen, springen… wie man es eben gewöhnt ist. In rain kommt noch erfrischend hinzu, dass man das Spiel zwischen nass und trocken geschickt kombinieren muss, um entweder Feinden auszuweichen, oder diese für einen arbeiten zu lassen (zB lässt man eine Horde „Zecken“ los, um einen größeren Gegner zu erledigen. Jedoch sollte man aufpassen, denn die Zecken sind flink und lassen sich nicht wirklich abschütteln…).

Die Kulissen des Spiels sind, auch wenn es eigentlich ständig regnet und die Dunkelheit über der Stadt herrscht, zauberhaft in Szene gesetzt worden. Die Lichteffekte sorgen für eine wirklich stimmige Atmosphäre. Taucht allerdings das große unbekannte Schattenwesen auf, wird aus der schmucken Kleinstadt ein alptraumhaftes Erlebnis, das Escher nicht besser hätte zeichnen können. Leicht kann man die Orientierung verlieren und sofort kippt die Stimmung: Angst breitet sich aus. Begleitet wird jeder Spielabschnitt mit der passenden musikalischen Untermalung, klassischer Art. Mal fühlt man sich geborgen, dann leicht aufgekratzt, oder, wie oben schon erwähnten, ängstlich.

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Im Laufe des Spiels beginnt man – wenn man sich darauf einlässt – sich mehr und mehr emotional mit dem Jungen zu verbinden. Es geht in rain weit mehr um Plattformen zu erklimmen. Natürlich kann jeder selbst die Metapher, die im Spiel steckt, für sich selbst erklären…

…aber man fiebert doch mit, wie sich zwischen dem Jungen und dem unbekannten Mädchen langsam eine emotionale Brücke aufbaut und im Laufe des Spiels sich gegenseitig helfen, um der Dunkelheit entfliehen zu können.

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Fazit:
rain ist leider in kurzer Zeit komplett durchgespielt und manchmal ist die Kamera etwas ungeschickt platziert, wenn es darum geht, sicher von einer Kante auf den sicheren Boden und nicht ins Verderben zu hüpfen.

Auf der anderen Seite erhält man ein Stück spielbare Poesie. Ich hör jetzt schon die Kritiker aufschreien, die sich über den nicht all zu hohen Schwierigkeitsgrad beschweren (allerdings ist er ab dem Zeitpunkt, wo sich Junge und Mädchen gegenseitig helfen müssen, ein wenig komplexer) und sich über repetitive Plattformgehüpfe beschweren. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass das die selben „Kritiker“ sind, die ein Pokémon Spiel auch langweilig finden, da jedes Spiel im Prinzip auf das Selbe hinausläuft, aber ein Call of Duty jedes Mal eine volle Punktzahl verpassen. rain muss als „Kunstwerk“ gesehen werden, als eben schon die erwähnte Metapher, die im Spiel behandelt wird.

Kaufen? Wenn ihr mich fragt, unbedingt!!

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