Angespielt: Bloodborne

Düster und brutal bockschwer, aber hat man mal eine Hürde genommen, erlebt man ein unheimliches Gefühl der Belohnung und Euphorie. So kennt man die Action-RPGs aus dem Hause FROM und natürlich wird dieses Konzept auch mit dem PS4 exklusiven Titel Bloodborne fortgeführt. Schon vorab konnte ich meine Hände an die Preview Version des Spiels legen und meine Eindrücke dazu möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.

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Wer bin ich?

Schon zu beginn, wird es ziemlich creepy. Der Charakter, noch komplett gebeutelt von anscheinend schwerwiegend traumatischen Ereignissen, wacht in einem dunklen Zimmer auf. Ein wenig einladendes Gesicht blickt auf den Charakter herab. Man hat eine Bluttransfusion erhalten? Also ist der Typ so eine Art Arzt, wo auch immer er seinen „Titel“ verdient hat. Wie komm ich eigentlich hier her und… viel wichtiger… wer zur Hölle bin ich eigentlich?

Letztre Frage wird schnell geklärt, denn es beginnt nun die Charaktererstellung. Männlich, weiblich? Ehr jung, oder älter, gekennzeichnet von vergangenen, schmerzhaften Situationen? Ist man eher der tragisch gebeutelte Typ, den nichts mehr erschrecken kann? Der geborene Krieger? Die Charaktererstellung lässt im Prinzip keine Wünsche offen, um sich seinen „Traumcharakter“ zu erstellen. Wer die volle Härte des Spiels erleben möchte, wählt sich zum Beispiel den „Nichtsnutz“, einen Talent befreiten Typen, der eher geringe Überlebenschancen hat.

Nachdem ich nun meinen Charakter erstellt hatte, durfte ich die „Praxis“ des Doktors erkunden, was auch im Prinzip einem handlichen Tutorial gleicht, sollte man noch nie etwas in dieser Art gespielt haben. Instinktiv suche ich nach sammelbaren Objekten und irgendwas sagt mir auch:“Mit der Ruhe ist es gleich vorbei!“ … und ich hatte sowas von Recht. Seltsame Geräusche machen sich breit. Klirrende und brechende Gläser. Nur was wartet auf uns in der Dunkelheit. Eine Lampe wär nicht schlecht…

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…und der Gedanke war kaum zu Ende gedacht, da blickt man schon in das Antlitz eines schnaubenden Werwolfwesen. Ein verdammt flinkes dazu und man selbst hat natürlich keinerlei Waffen. Dennoch packte ich die Fäuste aus und versuchte mich, mit raschen Bewegungen und Rollen aus der Situation zu befreien Das Gameplay selbst, gleicht den Souls spielen und so findet man sich in Bloodborne auch ziemlich schnell zurecht. Hilft aber alles nichts. Die Lebensenergie des Monsters schwindet, doch es erscheint alles so aussichtslos, so eingeklemmt zwischen einem Tisch mit Reagenzgläsern und einem Bücherregal. Die Sinne schwinden. Ich sterbe.

Doch das hat alles seinen Sinn, denn ansonsten wäre ich nicht in den „Traum des Jägers“ gelangt. Dieses Areal ist nicht nur ein düsterer, verwahrloster Friedhof, sondern stellt auch den Dreh und Angelpunkt des Abenteuers dar. Im Prinzip ist dies mit dem „Nexus“ zu vergleichen, den man schon aus dem spirituellen Vorgänger her kennt.

Erst im „Traum des Jägers“ erhalte ich (nachdem ich den kompletten Friedhof einmal Abgelaufen bin, auf der Suche nach den üblichen Tipps, die man von aus dem Boden herausragenden, noch ziemlich aktiven Skeletten erhält, und Items) meine Start-Ausrüstung. Die Wahl der Waffe ist extrem wichtig, zumindest was die Preview-Version angeht, denn damit muss ich das Spiel bis zum bitteren Ende überstehen.

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Zumindest stünde mir hier im Hub die Möglichkeit zur Verfügung, meine Items zu kaufen (Tränke zur Gesundung etc), sofern ich genügend Blut gesammelt hab, die Währung in Bloodborne, vergleichbar mit den Seelen aus dem Vorgänger, oder auch zu verkaufen. Auch gibt es hier sie Möglichkeit, sich andere Waffen zu erstehen, oder auch mit genügend Blut die Grundwerte des Charakters zu verbessern. Doch bisher habe ich noch keinen einzigen Gegner gesehen und bin quasi arm, wie die letzte Kirchenmaus. Es wird wohl Zeit, nach Yharnam zu ziehen, unser „Spielplatz“, der der viktorianischen Zeit Englands gleicht, allerdings ein wenig düsterer, dreckiger und freilich verdammt gefährlicher. Anfänger sollten vielleicht nochmal kurz durchatmen, bevor sie den „Traum des Jägers“ verlassen, dann ab jetzt ist Schluss mit lustig!

Vor dem Start hab ich mich übrigens für die sportliche Variante entschieden. Eine kleine Donnerbüchse in der linken Hand und eine leichte Sense in der Rechten. Mit einem Druck auf L1 lassen sich beide Waffen zu einer ziemlich mächtigen Waffe kombinieren, die unheimlich viel Schaden ausrichten kann, vor allem dann, wenn man seinen Schlag erstmal aufgeladen, um so mit brachialer Gewalt auf die Gegner einzudreschen (was leider aber komplett den MP-Balken entlädt, der erstmal wieder aufgeladen werden will). Ein neues und ziemlich brachiales Feature, das das Kampfsystem enorm gut aufwertet.

Oh, falls jemand fragt: Nein, mit den Donnerbüchsen mutiert Bloodborne nicht zu einem blöden Shooter. Die Schusswaffen richten im Prinzip NULL Schaden aus. Wozu die dann gut sind? Nun, man kann sich damit, sollte man in Bedrängnis geraten, die Feinde ein wenig vom Fell halten. Es kommt dabei ein wenig Bayonetta-Feeling auf, zumindest das was flotte Gameplay betrifft: Schnell die Gegner stunnen, ausweichen, attackieren.

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Etwas nervös schleiche ich durch die Gassen, immer auf der Hut nach Gegner und auch die Lauscher gespitzt, um beim kleinsten Geräusch sofort in den „Angriffsmodus“ übergehen zu können. Etwas skeptisch betrachte ich einen scheinbar leblosen Körper, der auf dem Boden liegt. Dreh mich weg. Ein Fehler! Denn im Nu hatte ich eine Klinge im Rücken. Das war ja sowas von klar. Aber nicht lange fackeln, den Feind anvisiert (was man immer tun sollte, da es auch einen praktischen Cash-Ausweichschritt gibt, der nur dann funktioniert) und gleich darauf, nach einem kurzen Kampf, eliminiert. Ein kleines Plus für mein Blut-Konto.

Schnell muss ich feststellen, dass es in Yharnam nur so von ziemlich wehrhaften und flinken Stadtbewohnern wimmelt. Sie laufen entweder in kleinen Grüppchen auf Patrouille durch die Straßen, oder lauern auch in dunklen Ecken, die nicht gleich einsehbar sind. Immer langsam und immer die Augen offen halten, was ohnehin wichtig ist, um auch die letzte Blutkonserve (oder andere Items) zu finden, um damit seine Energie auffrischen zu können.

Findet man ein paar Kieselsteine, kann man damit auch gezielt einzelne Personen aus einer Gruppe anlocken, optimalerweise immer den Stärksten um dann aus dem Hinterhalt den Rest der Truppe zu erledigen. Effektiver als Kiesel sind natürlich die eher seltenen Molotowcocktails, mit denen man ein hübsches BBQ veranstalten kann.

Auf meiner Erkundungstour durch die Stadt, sind mir auch ein paar Straßenzüge aufgefallen, in denen es mal keine Menschen gibt. „Oh, eine Abkürzung?“ – dachte ich und ich hätte es beim Denken belassen sollen, den wie auch schon in den Vorgängern, gibt es in Bloodborne zahlreiche Gegenden, die man besser nicht betreten sollte… zumindest nicht zu Beginn, denn man hat absolut keine Chance, gegen die dortigen Bestien zu gewinnen. Besser, man nimmt sofort die Beine in die Hand und macht einen galanten Abgang.

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Ich war unheimlich froh, dass ich die einzelne Laterne (Speicherpunkte gibt es in Bloodborne seltener als zuvor) im Areal gefunden und aktiviert habe. Sie dient in Bloodborne als Speicherpunkt, sodass man sich den mühsamen Weg vom Startpunkt nach dem Tod ersparen kann. Ebenfalls praktisch, sind die auch schon aus Dark Souls 2 bekannten Abkürzungen, die man im Spielverlauf „freischalten“ kann. Im Nu ist man so zum Beispiel wieder beim Endgegner, wobei ich dann doch lieber den längeren Weg auf mich genommen hab, um meinen Charakter zu levels, oder auch um genügend Blut zusammen zu sammeln, um damit dann in Hub die dringend benötigten Blutkonserven für die Heilung zu kaufen.

Wird man übrigens von einem Gegner erledigt, hinterlässt man sein „Blutecho“. Dies liegt natürlich nicht auf dem Boden, sondern wird von einem Gegner einverleibt, der sich zur Zeit am Tatort befand. Welcher Gegner sein Blutecho hat, erkennt man an den leicht blau glühenden Augen

Ja, der erwähnte Endgegner, der auf einem in der Preview wartet, ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Die „Kleriker Bestie“ ist nicht nur verdammt groß, sondern auch verdammt tödlich und ab und an hüpft das Biest noch und vereitelte so manchmal meinen vermeintlich so gut getimten Angriff, der dann leider ins Leere ging. Das nervige bei den Sprungeinlagen ist, dass man danach das Biest wieder neu anvisieren muss. Hat man das mal vergessen, könnte es extrem brenzlig werden, da Ausweichsprünge so nicht aktiviert werden können und man vielleicht, wenn man Pech hat, noch genau dem Biest vor die Pranken läuft. Ein wenig stört auch hier die Kamera, die gerade beim Endgegner die Sicht auf das Spiel ziemlich vermieste.

Was soll ich sagen? Ich bin natürlich gestorben. Zumindest konnte ich dem Biest die Hälfte seiner Energie abnehmen. Doch auch hier ist der Tod geplant, denn nur nachdem man das erste Mal beim Endgegner ins Gras gebissen hat, erhält man im Hub „Traum des Jägers“ erst die Möglichkeit, seinen Charakter mit dem verdienten Blut zu leveln. Die „Händlerin“, eine Puppe, wird erst nach dem ersten Ableben aktiviert. Ebenfalls ist auch jetzt erst die Möglichkeit freigespielt worden, in der Werkstatt des Friedhofs seine Waffen optimieren zu können, was allerdings in der Preview-Version nicht möglich ist.

Nachdem man nun seinen Charakter auf Vordermann gebracht hat, geht’s auch gleich wieder zurück nach Yharnam, diesmal mit dem Ziel, die Klerikerbestie zu knacken, auch wenn man noch so oft den Löffel abgibt…

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Warten auf die finale Version


Leider bietet die Preview-Version nicht die Möglichkeit, den Titel im Koop oder online zu zocken. Das wird aber dann in der finalen Version kommen und im Review dazu behandelt werden und ich brenne förmlich danach, endlich die finale Version auf Herz und Nieren testen und spielen zu können.

Man kennt zwar die Spielmechaniken aus den spirituellen Vorgängern, erhält so gesehen nicht unbedingt was neues serviert, aber allein die grafische Präsentation ist atemberaubend. Zwar hat die Preview-Version noch ein paar Fehler (Dinge versinken im Boden, Kantenflimmern), doch was es zu sehen gibt, sieht überwältigend gut aus und macht Lust auf mehr. Die Stadt Yharnam stützt nur so von Details, wenn man sich die Mähe macht, auch jeden Winkel zu durchsuchen. Die Charaktere (Stadtbewohner, Bestien, Raben mit gebrochenen Füßchen) sehen alle fürchterlich gut, wenn auch fürchterlich gespenstisch aus. Die Atmosphäre die entsteht, ist der Hammer und obwohl Bloodborne per se jetzt kein Gruppenspiel ist, lehrt einem das Spiel doch das Fürchten. Wenn man so vill, sind die Spiele der Sous-Reihe (und eben auch Bloodborne) die einzig wahren Vertreter des „Survival Horror“-Genres.

Klar, man versagt manchmal ohne Ende und ist gezwungen, manches wieder und immer wieder neu anzugehen, was vor allem auf die großen, zähen (End)Gegner zutrifft, aber man wird auch dabei unheimlich belohnt, wenn auch mehr emotional, als mit irgendwelchen Items. Aber genau dieser emotionale Faktor, macht den Reiz des Spiels aus, auch wenn die Casuals jetzt eher mit Kopfschütteln auf diese Aussage reagieren.

Nehmt euch schon mal einen längeren Urlaub, denn Bloodborne wird euch wieder über Wochen fesseln!

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